Von Dario Herzog
Es gibt immer weniger Zeitungsleser in der Bundesrepublik. Die Auflagen brechen enorm ein. Woran liegt es? An immer dem gleichen Mainstream-Kram, über den berichtet wird? Oder einfach daran, dass immer weniger lesen können? Könnte es auch daran liegen, dass immer weniger unsere Sprache sprechen? Und spielt die Demographie eine Rolle? Von allem vermutlich etwas. Gründe nennt die aktuelle Liste der Verkaufszahlen der 122 größten Regionalzeitungen Deutschlands nicht. Aber hinter den Kulissen weiß man Bescheid, Umfragen und Statistiken belegen ganz klar: Das Ende so mancher Regionalzeitung ist nicht weit.
Katastrophale Zahlen
Die Informationsgemeinschaft zur Feststellung der Verbreitung von Werbeträgern e. V. (IVW) hat es nicht leicht. Seit Jahren verbreitet sie Nachrichten, die für diejenigen, die in ihren Statistiken aufgezählt sind, nichts Gutes bedeuten. Zumindest was die Zahlen für Regionalzeitungen angeht. Die IVW zählt nämlich Zeitungenauflagen. Das macht für die Betroffenen in der Tat langsam keinen Spaß mehr. Denn der Trend ist klar: Jedes Jahr sinkt die Auflage – und zwar mächtig. Die Kosten steigen aber auch. Das heißt bei Regionalzeitungen wie beispielsweise der Badischen Zeitung, dass man entweder die Kaufpreise und Anzeigen verteuern oder die Kosten durch Kürzungen und Kündigungen minimieren muss. Meistens ist es ein Mix von Einschnitten. Aber wie lange geht das noch gut? Zahlreiche Leser dürften Regionalzeitungen lediglich wegen der lokalen Berichterstattung, der regionalen Sportveranstaltungen lesen. Die Umschlagseiten, der sogenannte Mantel, wird ohnehin meist für Dutzende Zeitungen produziert, nicht selten mit Texten von Nachrichtenagenturen wie der dpa aufgefüllt. Aber Nachrichten aus Politik und Wirtschaft sind oft schon einen Tag alt, werden häufig gar nicht gelesen. Es sind eher regionale Seiten, die (noch) beliebt sind. Ein Indikator für die Beliebtheit einer Zeitung ist stets die Anzahl der Familien- und Traueranzeigen, die veröffentlicht werden.
Die IVW-Zahlen
Der Medien-Dienstleister „Meedia“ hat die aktuellen Zahlen in einer Analyse aufbereitet und veröffentlicht. Man kann bundesweit erkennen, dass der erwähnte Trend nach unten von Flensburg bis nach Freiburg, von Westfalen bis Görlitz ähnlich ist, Auswüchse nach unten und oben miteinbezogen. So schreibt Meedia unter anderem zu Regionalzeitungen, die in den westlichen Bundesländern erscheinen im Vergleich zum Vorjahr:
„Etwas besser, bzw. weniger schlecht, sieht es in Bremen und Hamburg aus, wo die Top-Titel „Weser-Kurier“ (ohne die niedersächsischen Ausgaben) und „Hamburger Abendblatt“ 5,4 und 4,4 Prozent einbüßten. […] Der „Express“ hingegen befindet sich weiter im freien Fall. Um weitere 14,2 Prozent ging es hier nach unten, der „Express“ liegt im NRW-Ranking nun sogar hinter der „Lippischen Landes-Zeitung“. Deutliche Verluste gab es auch für die „Westdeutsche Zeitung“, die 8,7 Prozent einbüßte. […] In Hessen büßte die Vermarktungseinheit „RheinMainMedia Großraum“, zu der u.a. die „Frankfurter Neue Presse“ und die „Frankfurter Rundschau“ gehören, 4,9 Prozent ein, Verfolger „HNA“ 7,8 Prozent.“
Interessant ist die Tendenz in Mitteldeutschland, dort sind die Auflagenverluste deutlich höher. Kein Wunder, bei regelmäßig rund 30 Prozent AfD-Befürwortung. Man möchte in Mitteldeutschland eben ungerne bevormundet werden. Hierzu schreibt Meedia:
„Um mehr als 10 Prozent ging es für das Spitzenduo Mecklenburg-Vorpommerns herab: Die „Ostsee-Zeitung“ verlor 11,1 Prozent ihrer Abos und Einzelverkäufe im Vergleich zum Vorjahresquartal, der „Nordkurier“ ähnliche 10,2 Prozent. […] In Sachsen-Anhalt und Sachsen verloren fast alle Titel zwischen 6,1 und 7,4 Prozent. Vorn bleiben hier die „Volksstimme“ und die „Freie Presse“. Größter Verlierer des Quartals ist mal wieder die „Morgenpost für Sachsen“ mit 11,7 Prozent weniger per Abo und Einzelverkauf abgesetzten Zeitungen und E-Paper. In Thüringen ging es für die Funke-Titel und die „Südthüringer Presse“ ebenfalls massiv nach unten – um 8,6 und 8,4 Prozent.“
Und in der Region?
Für die Region Baden-Württemberg stellt Meedia fest:
„In Baden-Württemberg hingegen gibt es mit der kleinen „Heidenheimer Zeitung“ einen Titel, der mit 2,2 Prozent vergleichsweise wenig verlor. Auch hier spielen E-Paper eine Rolle. An der Spitze sind die Zahlen von „Stuttgarter Zeitung“ und „Stuttgarter Nachrichten“, sowie „Badischen Neuesten Nachrichten“ nicht mit dem Vorjahr vergleichbar, die „Schwäbische Zeitung“ büßte dazwischen auf Platz 2 4,9 Prozent ein.“
Die Badische Zeitung, so die Analyse, hat noch eine Auflage von 95.279 Exemplaren, also deutlich unter 100.000. Sie verlor im Berichtszeitraum 5.725 Abonnements, das sind 5,7 Prozent. Ob die Art und Weise der Berichterstattung eine Rolle spielt, ist ungewiss, aber anzunehmen. Wie die Badische Zeitung arbeitet, hat der Freiburger Standard schon dokumentiert, siehe hier.
Der Trend wird bleiben
Eins ist sicher: Die Richtung der Auflagen! Die wird weiterhin nach unten gehen. Ein wenig retten können E-Paper, also digital erhältliche Zeitungsausgaben. Diese kosten deutlich weniger als die zu druckende Tageszeitung, die auch noch zugestellt werden muss. Wer von der tatsächlichen Druckversion auf E-Paper wechselt, dürften eher jung sein. Aber dauerhaft aufhalten können diese den Niedergang der Regionalzeitungen nicht. So manche Zeitung kann man allerdings gut verschmerzen, die sich besonders durch Hass und Hetze gegen alles Patriotische auszeichnet – und das sind nicht gerade wenige!
Beitragsbild / Symbolbild: Hadrian / Shutterstock.com
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