Von Roderich A.H. Blümel
Am heutigen Donnerstag beginnt die Listenaufstellung der AfD Sachsen für die Landtagwahl Sachsen am 1. September. Die Delegierten finden sich in Glauchau zusammen, um an vier Tagen rund 60 Kandidaten zu wählen. Der Landtag setzt sich in der Regel, wenn es nicht großartig Überhangmandate gibt, aus 120 Abgeordneten zusammen, 60 scheint angesichts der aktuellen Umfragewerte eine gute Anzahl zu sein.
Bundestrend bestätigt
Überhaupt scheint oberflächlich bei der AfD Sachen alles rundzulaufen. Man hat zwei Prozentpünktchen verloren, liegt damit im Bundestrend und in Sachsen zusammen mit der CDU bei stabilen 31 Prozent. Vergangene Woche hat MdL Weigand als freier Kandidat die Bürgermeisterei in Großschirma erobert und der einzige AfD-übliche Zoff, der aus der sächsischen Wagenburg nach außen drang, war ein Gerangel um potentiell erwartbare Ministerposten und welche Köpfe berücksichtigt werden sollen.
Ruhige Wagenburg – Sachbearbeiterfähigkeiten?
Und so kann der Vorsitzende der AfD Sachsen heute an sich entspannt seiner Wahl zum Spitzenkandidaten der Sachsen entgegensehen. Aber kann er das wirklich? Aus der erwähnte Wagenburg dringt für gewöhnlich nicht viel nach außen, aber unter vorgehaltener Hand bezweifelt so mancher AfDler im Freistaat die ministerpräsidiale Eignung von AfD-Chef Jörg Urban. „Sein Hauptproblem ist sein Charisma. Beziehungsweise das Fehlen dessen“, läßt sich ein Parteifreund unter dem Mantel der Verschwiegenheit ein. Ein anderer gebraucht einen deftigeren sächsischen Ausdruck, nach dem Verständnis dieses nur hochdeutsch und pfälzisch sprechenden Autors kamen darin die Worte „Stock“ und „Ar…“ vor. Das Landesväterliche geht Urban in der Tat ab. Er wirkt nicht wie der freundliche Onkel von nebenan sondern eher wie der kleinkarierte Sachbearbeiter der Stadtsparkasse.
Rettet Malermeister Chrupalla?
Und so hoffen nicht wenige, dass in letzter Minute doch noch Parteichef Tino Chrupalla, selber Sachse, aufsteht und Urban klarmacht, er möge in dieser für die AfD sehr wichtigen Eisbrecherwahl das Ruder übernehmen. Man darf nicht vergessen, die üblichen „Sonstigen“ in den Umfragen sind fast komplett „Die Freien Sachsen“ und die rangieren bei 9 Prozent. Sollten SPD und FDP nicht die Fünf-Prozent-Hürde erreichen, dann könnten 42 Prozent bereits die Regierungsmehrheit sein. Für die AfD zählt also jeder Prozentpunkt und da mag eine tendenziell unsympathische Persönlichkeit durchaus einen Unterschied machen.
Kommt es zum Showdown?
Ob es zu einem Showdown Chrupalla-Urban kommen wird, scheint allerdings eher unwahrscheinlich. Derlei spontane Coups wollen wohl vorbereitet sein, das auch noch im Geheimen. Und mit dem Geheimen hatte die AfD immer schon ihre ganz eigenen Probleme. Kurzum, wenn etwas passiert, dann wird es bei der Kandidatur um den Spitzenplatz geschehen, ansonsten darf man einem ausnahmsweise ruhigen Parteitag entgegensehen, auf dem die AfD Sachsen an diesem Wochenende ihre 60 Kandidaten geräuschlos „runter“-wählen wird. Man wünscht den Delegierten an diesen vier langen Tagen ausreichend Sitzfleisch und Geduld, um die Masse der auf sie einströmenden Vorstellungsreden mit einem klarem Kopf durchzustehen. Und vielleicht mit einem kleinem Stärkungstrunk nebenher. Eventuell „gladschds“ am Sonntag dann eben doch „Baifall“. Wir wollen es im Hinblick auf die Bedeutung dieser Landtagswahl im September für die Sachsen hoffen.
Beitragsbild / Symbolbild: PX Media / Shutterstock.com
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Das Problem bei Urban ist zudem, dass er zwar bei den Grünen raus ist, die Grünen aber nicht aus ihm. Zusammen mit der Achse Zwerg werden Vorfeld und JA sabotiert, wo es geht.