Von Achim Baumann
Die Vertreter der Altparteien reden gerne davon, nur sie gehörten zu den demokratischen Parteien. Ein klarer Hinweis auf die AfD, sie gehöre nicht zu den demokratischen Parteien. Dabei ist die AfD als basisdemokratische Partei sicherlich demokratischer aufgestellt als andere Parteien, beispielsweise die CDU. Tragen die Vertreter der Altparteien das Wort also nicht nur als Monstranz vor sich her, ohne an echter Demokratie interessiert zu sein? Der Verdacht liegt nahe, wenn man sich das Verhalten der Kartellparteien im Bundestag anschaut: Immer noch verfügt die AfD nicht über einen Parlamentsvize – obwohl ihr das zusteht. Auch Ausschussvorsitze sind bei der AfD rar gesät, weil die Volksfront von CSU bis Linkspartei ihr fundamentale Rechte nicht zugesteht. Wer aber andauernd feststellt, wie demokratisch er ist, müsste doch an wichtige Ereignisse, die unsere Demokratie wesentlich beeinflusst haben, erinnern, oder?
Positive Gedenken sind selten
Klar, Kranzabwurf-Daten gib es genug im Jahreslauf, bei denen man auf das „böse“ Deutschland, auf Nationalismus, Rassismus hinweisen kann. Aber positive Gedenken, gibt es die? Für die Herrschenden wohl weniger. Dabei verstreicht gerade ein wichtiges Datum für unsere freiheitliche Demokratie. Die etablierten Kräfte waren es nicht, die daran erinnerten, nein, es war der Akademikerverband Deutsche Burschenschaft, der daran erinnerte.
Revolutionsjahr 1848
Zur Erinnerung: Im März 1848 erfassten Unruhen den Flickenteppich der deutschen Kleinstaaterei. Das Geschehen ging als Märzrevolution in die deutsche Geschichte ein. Allen voran waren es Burschenschafter, die Seite an Seite mit dem Proletariat nach nationaler Einheit und der Verbriefung von Bürgerrechten strebten. Viele spätere Burschenschafter hatten 1813 in der Völkerschlacht bei Leipzig und 1815 bei Waterloo gekämpft, um mit ihrem Blut Europa von der Bedrohung durch Napoleon Bonaparte zu befreien. Sie trugen den Gedanken an staatliche Einheit und der Verbriefung von Grundrechten für alle Deutschen vom Schlachtfeld in ihre Universitätsstädte.
Forderungen nach demokratischen Veränderungen
Umso stärker waren diese Kräfte von der folgenden Restaurationspolitik der meisten europäischen Monarchen und ihrer Helfer bitter enttäuscht. Versprechen und kleinere Fortschritte wurden bereits mit dem Wiener Kongress im Jahr 1815 zurückgenommen. Forderungen nach liberalen Reformen und nationaler Einigung wurden von den Herrschenden ebenso vehement abgelehnt, wie die Zensur verschärft und die Pressefreiheit stark eingeschränkt wurden. Das revolutionäre Feuer erfasste vor allem Baden, Preußen, Sachsen, Österreich, Oberitalien, Ungarn und Bayern. Die Kernforderungen der Burschenschaften waren: 1. Herstellung eines deutschen Nationalstaates, 2. eine gemeinsame Verfassung, 3. Gleichheit vor dem Gesetz und Festschreibung der Bürgerrechte, 4. Freiheit der Person und Sicherheit des Eigentums. Diese Forderungen waren damals revolutionär – und manchmal sind die es auch in der Gegenwart.
Akademikerverband erinnert an 1848 – Selbsternannte Vorzeigedemokraten der Altparteien nicht
„Es ist für mich nicht überraschend, dass die bundesdeutsche Regierung die 175. Wiederkehr der deutschen Revolution nicht feiert. Andernfalls könnte man in die Verlegenheit kommen, an die demokratischen und rechtsstaatliche Traditionen Deutschlands zu erinnern und so zeigen, dass die neuzeitliche Demokratie nicht alleine in Frankreich und den USA geboren wurde, sondern auch in Deutschland, mit tatkräftiger Unterstützung vieler Burschenschafter.“, kritisiert der Pressesprecher der Deutschen Burschenschaft, Jan-Hendrik Klaps. Und in der Tat, alles, worauf man sich positiv beziehen kann in diesem Staat, alles das, was unsere Identität ausmacht, ist nicht wohlgelitten bei den Vertretern und Anhängern der Altparteien im politisch-medialen Kontext. Das ist peinlich!
Beitragsbild / Symbolbild: reisezielinfo / Shutterstock.com
Abonnieren Sie auch unseren Telegram-Channel unter: https://t.me/FreiburgerStandard
Hinterlassen Sie einen Kommentar