Von John Duke of Lancaster
„Aus dem Hintergrund müsste Rahn schießen“; fast jeder Deutsche kennt diesen Satz, auch die jungen Fußballfans. Am 4. Juli 1954 gewann Deutschland gegen Ungarn 3:2. Es war eine Fußballsensation und die Deutschen konnten sich durch diese Weltmeisterschaft (WM) ein Stück weit in der Weltgemeinschaft und auch bei den ehemaligen Kriegsgegnern, Respekt zurückholen.
Ein persönlicher Rückblick
Dieses Ereignis im schweizerischen Bern lag viele Jahre vor meiner Geburt, trotzdem sind die Erzählungen aus meiner Familie noch präsent. Mein Vater hat das Spiel mit 15 Jahren im Freibad im heute sachsen-anhaltinischen Zeitz verfolgt, und genauso mitgefiebert, wie mein Onkel und mein Opa in Dortmund an einem alten Radio, das immer wieder Aussetzer hatte. Dieser Sieg war enorm wichtig für das Selbstbewusstsein der jungen Demokratie in der Bundesrepublik sowie auch für die vielen Fußballfans in der DDR. Den WM-Titel 1974 erlebte ich als kleiner Junge nicht wirklich bewusst, den Titel 1990 als junger Erwachsener, und viele Deutsche fühlten sich 2006 als Gastgeber, als die ‚Welt zu Gast bei Freunden‘ war. Danach fuhren bei Europa- und Weltmeisterschaften stets zahlreiche Begeisterte mit der schwarz-rot-goldenen Nationalfahne herum und besuchten „Public viewing“-Veranstaltungen. Es waren fast schon Feiertage und endlich war auch mal etwas Nationalstolz möglich. 2014 gewann die DFB-Elf in Brasilien zum vierten Mal den WM-Titel und fast jeder Fußballfan konnte sich mit dem gebürtigen Brasilianer Cacao identifizieren, der voller Inbrunst die deutsche Nationalhymne mitsang.
Die Zeit der „Mannschaft“
Vor einigen Jahren wurde die deutsche Nationalmannschaft in „Die Mannschaft“ umbenannt, und einige Spieler türkischer Herkunft zeigten deutlich, dass ihre Loyalität nicht Deutschland, sondern einem anderen Staat galten. Das gipfelte sogar darin, dass ein Spieler den türkischen Staatspräsidenten Recep Tayyip Erdoğan „meinen“ Präsidenten nannte.
Die aktuelle Weltmeisterschaft
Die Vergabe der Fußball-WM an den arabischen Golfstaat Katar führte sicherlich von vornherein dazu, dass keine richtige WM-Stimmung aufkommen konnte. Eine Fußball-WM in der Vorweihnachtszeit ist sicherlich gewöhnungsbedürftig. Darüber hinaus gibt es in Katar keine Fußball-Tradition und die enormen Kosten für die Betreibung der WM – Stromkosten zur Kühlung der Temperaturen; die teuren Neubauten von Stadien, denen sogar das Schicksal von Bauruinen nach der WM droht und nicht zuletzt die schlechten Arbeitsbedingungen mit vielen tödlich verunglückten Bauarbeitern – haben die Vergabe völlig zurecht in die Kritik gebracht. Nun liegt aber die Vergabe viele Jahre zurück und die triste Stimmung speziell in Deutschland hat auch andere Gründe. Es fällt auf, dass man niemanden mit Deutschland-Fahne am Auto sieht. Der Bier-Konsum in Deutschland ist zudem nicht in die Höhe geschnellt – wie eigentlich immer mit dem Beginn von Fußball-Weltmeisterschaften.
Lahmes Zeichen-Setzen
„Die Mannschaft“ um Kapitän Manuel Neuer wollte nun ein Zeichen setzen, und Neuer eine „Onelove“-Binde tragen, um gegen die streng moslemischen Gesetze in Katar zu protestieren. Die Fifa hat das nicht gestattet und der DFB hat daraufhin seinen Kapitän und den Spielern das Tragen einer solchen Binde untersagt. Stattdessen hielten sich die Spieler vor dem Spiel gegen Japan die Hand vor dem Mund. Das Tragen der „Onelove“-Binde sollte ein Eintreten für die westlichen Werte sein (Diversität, LGTBQ+-Bewegung usw.). Versteht man eine Fußball-WM als eine Chance der Völkerverständigung, ist allein diese Definition schon mal fragwürdig, da man hier unterstellt, dass es neben diesen „Werten“ auch „Unwerte“ oder „geringere Werte“ gibt und vielleicht Nationen mit einem traditionellen Geschlechter- und Menschenbild weniger wert seien. Natürlich gibt es in Katar aus abendländisch-westlicher Sicht sehr viel zu kritisieren, das soll aber nicht das Thema dieses Artikels sein.
Kein Rückhalt
Noch schwerer wiegt es, dass es hier bei uns keinen großen Rückhalt für diese „Werte“ gibt – das offizielle Fußball-Deutschland das dagegen schon möchte. Aber der überwiegende Teil der Bevölkerung verfügt über ein eher traditionelles Bild von Familie und der Menschheit (natürlich eine gesellschaftliche Benachteiligung bekennender Homosexueller / Transsexueller etc. in der überwiegenden Mehrheit ablehnt). Zudem hat man derzeit eine Fülle von Problemen um den Hals, beispielsweise Staatsverschuldung, hohe Inflation, Massenmigration, Energiekrise, so dass man den Fokus eher auf die profane Wirklichkeit hat, statt pseudo-religiösen, scheinbar höheren Zielen nachzuhängen.
Die Heuchelei der Spieler
Es mag sein, dass es den einen oder anderen Spieler gibt, der sich ganz diesen Zielen verschrieben hat, aber das Gros der Spieler wird sich wohl eher die Hand vor dem Mund gehalten haben, um damit dem Hegemon Genüge zu tun. Es handelte sich bisher um einen „Gratismut“, denn unsere links-grüne Presse und Politik hat den Spielern solche Aktionen gedankt. So etwas ist auch bei vielen Konzernen zu beobachten, denn die Regenbogenfahnen findet man zwar vor den Zentralen, Büros und Verkaufsstellen in West-Europa und Nord-Amerika, aber nicht in der arabischen Welt, und noch nicht mal in Ost-Europa.
Der Ausblick
Nach der peinlichen 1:2-Niederlage gegen Japan sah man japanische Fans, welche „die Mannschaft“ mit der Geste, die Hand vor dem Mund zu halten, verspotteten, und auch im eigenen Land wird dem Team in der großen Mehrheit der Bevölkerung mit zahlreichen Memes und an den Stammtischen, nur Hohn und Spott zuteil. Das gibt insofern Hoffnung, weil vielleicht der „Gratismut“ nun doch etwas Mut Platz machen müsste, denn das Bild von „Der Mannschaft“ mit der Hand vor dem Mund ist an Peinlich- und Lächerlichkeit kaum zu überbieten und wer macht sich schon gerne zum Gespött? Auf das Jahr 1954 zurückblickend, bei dem das ganze Volk hinter der deutschen Nationalmannschaft gestanden hat, wurde der Respekt im Ausland (durchaus als politisches Ziel interpretierbar), mit einem extrem starken Auftritt auf dem Platz erkämpft. „Die Mannschaft“, die mittlerweile kaum noch Rückhalt in Deutschland hat, lässt dem politischen Statement einen schwachen Auftritt auf dem Rasen folgen. Gegen Spanien gab es sportlich beim 1:1 eine Steigerung. Außerdem hat die Nationalmannschaft Costa Ricas mit dem 1:0 gegen Japan eine Steilvorlage für das DFB-Team gegeben. Nun reicht vermutlich ein Sieg gegen Costa Rica zum Weiterkommen.
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