von Jan Ackermeier
Am 19. August 1745 hißt Charles Edward Stuart in Glenfinnan am Loch Shiel seine Standarte und beginnt damit den Zweiten Jakobitenaufstand.
Jakobiten wurden die englischen, schottischen und irischen Anhänger der im Exil lebenden Thronprätendenten aus dem Haus Stuart genannt in der Zeit zwischen 1688-1766 genannt.
Die Anhänger des vertriebenen Jakob II. opponierten
Nach der sogenannten „Glorious Revolution“ (1688/89), in der König Jakob II. vom englischen Thron vertrieben und durch seine Tochter Maria II. und Wilhelm (William) von Oranien ersetzt wurde, opponierten die Anhänger Jakobs II. mehrfach gegen die neue Herrschaftsordnung und die protestantische Thronfolge. Sie versuchten seit den 1690er Jahren, Jakob II. und später seinem Sohn James Francis Edward Stuart (oder „Jakob III.“) die Rückkehr auf den englischen Thron zu ermöglichen.
Schottlands Stuartanhänger 1689
Vor allem in Schottland waren diese Jakobiten stark vertreten und von hier aus gingen die meisten Aufstände aus. Erstmals erhoben sich in Schottland die Stuartanhänger im Aufstand von 1689 unter der Führung von John Graham of Claverhouse, genannt „Bonnie Dundee“. Dann versuchte man 1715 („The Fifteen“) einen Aufstand, dem aber die Unterstützung der Bevölkerung fehlte.
1745 Einnahme von Edinburgh durch die Stuarts
Beim Aufstand von 1745 („The Forty-Five“), versuchte Charles Edward Stuart aus Frankreich kommend mit etwa 3.000 Hochländern verschiedener Clans den Aufstand. Er marschierte auf Edinburgh zu und konnte die Stadt – nicht jedoch die Burg – am 17. September ohne nennenswerten Widerstand einnehmen. Die Garnison floh überstürzt. Die zur Rückeroberung Edinburghs anrückenden Regierungstruppen unter Sir John Cope wurden von Charles’ Hochländern am 21. September in der Schlacht bei Prestonpans vernichtend geschlagen. Nennenswerten Widerstand gab es danach in Schottland nicht mehr; lediglich die Festungen von Edinburgh und Stirling wurden von Regierungstruppen gehalten. Gut sechs Wochen lang residierte der Prinz sogar im Palast von Holyroodhouse und gab dort auch noch einen großen Ball.
Kurz vor London…
Mit seiner auf 5.000 Mann angewachsenen Hochlandarmee marschierte Charles Edward bald danach in England ein, wo er sich noch größeren Zulauf von den englischen und irischen Jakobiten erhoffte. Diese Erwartung aber wurde enttäuscht. In schnellen Aktionen wurden jedoch die Städte Lancaster und Manchester eingenommen. Im Dezember stand er schon vor Derby, nur knappe 150 Kilometer von dem völlig unvorbereiteten London entfernt. Das schnelle Vordringen der Jakobitenarmee löste bei Hof und in der ganzen Stadt Panik aus. König Georg II. wurde neben der Jakobitenarmee auch noch fälschlicherweise die Landung von 10.000 Soldaten aus Frankreich an der englischen Südküste angekündigt.
Doch Charles Edward Stuart begeht einen strategischen Fehler
Genau zu diesem Zeitpunkt beging jedoch Charles den strategisch entscheidenden Fehler. Anstatt weiter auf das völlig überraschte London vorzurücken, wurde er von seinen Offizieren zum Rückzug nach Schottland gezwungen, um dort die Truppen erneut aufzubauen. Jetzt erst rief die Regierung mit Wilhelm August, Herzog von Cumberland, den Sohn König Georgs II. und Oberbefehlshaber der britischen Streitkräfte sowie mit ihm weitere, kampferprobte Truppen vom europäischen Festland zurück und stellte diese den Jakobiten entgegen.
Am 16. April 1746 wurde diese total erschöpfte, hungernde und schlecht ausgerüstete Armee von knapp 5.000 Mann in der Nähe von Inverness in der Schlacht bei Culloden vernichtend geschlagen. Ihr stand eine gut ausgerüstete, disziplinierte und trainierte Armee in Stärke von 9.000 Mann unter dem Kommando von Cumberland gegenüber.
Cumberland besiegt die Stuart-Truppen
Cumberland hatte elf Monate zuvor im zeitgleich stattfindenden Österreichischen Erbfolgekrieg die wichtige Schlacht bei Fontenoy verloren, dort jedoch einiges an Erfahrung als Feldherr gesammelt. Mit seiner fast doppelt so starken Streitmacht aus regulärer Armee und zusätzlich ausgehobenen Truppen unter besserer und stärkerer Bewaffnung brauchte er nur knapp 25 Minuten, um die Clanarmee zu vernichten, und er kannte dabei keine Gnade.
In England wurde Cumberland nach seinem Sieg in Culloden als großer Retter gefeiert. In Schottland schimpfte man ihn fortan „Schlächter“.
Prinz Charles Edward Stuart auf der Flucht
Der Prinz entkam. Auf seiner Flucht irrte er fünf Monate lang kreuz und quer durch das Hochland und über die Inseln. Trotz und nach allem, was die Menschen des Hochlands mit ihm und durch ihn erlitten hatten und trotz der unglaublichen Belohnung von 30.000 Pfund, die auf seinen Kopf ausgesetzt war, halfen sie ihm während dieser Flucht. Er wurde versteckt und entkam mit Hilfe der im Hochland auch heute noch als Heldin gefeierten Flora MacDonald in Frauenkleidern.
Flucht des Thronprätendenten nach Frankreich
Als Zofe Betty Burke verkleidet ruderte er zusammen mit Flora in einer höchst abenteuerlichen Fahrt über das Meer zu der Insel Skye. Am 20. September 1746 schaffte Bonnie Prince Charlie es endlich, sich heimlich im Gebiet von Moidart, wo seine Expedition etwas über ein Jahr zuvor begonnen hatte, einzuschiffen und nach Frankreich zu segeln.
Treue Gefährten ihrem grausamen Schicksal überlassen
Die Menschen, die ihm geholfen hatten und an ihn glaubten, ließ er zurück – um sie „kümmerten“ sich in berüchtigt brutaler Manier Cumberland und die Regierungsarmee. Charles Edward Stuart ging zurück auf den Kontinent und irrte die nächsten 15 Jahre kreuz und quer durch Europa.
Zwar bemühte er sich an zahlreichen Höfen, weitere Unterstützung für die jakobitische Sache zu erhalten, aber sein zunehmender Alkoholismus und die gefestigte Position Großbritanniens auf den Weltmeeren (ab spätestens 1760) erschwerten jede diplomatische Initiative und ließen auch die Anzahl der eigenen Anhänger deutlich schrumpfen.
Die britische Regierung reagierte auf den Aufstand von 1745 mit drakonischen Maßnahmen. Über das bereits in den 1730er Jahren ausgebaute Wege- und Straßennetz wurden Truppen ins Hochland gebracht und dort an strategisch wichtigen Punkten in Festungen wie dem speziell dafür gebauten riesigen Fort George in der Nähe von Inverness postiert.
Beitragsbild: Jakob II. von England (Gemälde von Sir Godfrey Kneller; 1684), gemeinfrei
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