von mb
Ich beobachte in diesen Stunden spannende Dinge im öffentlich- rechtlichen Rundfunk.
Werden wir Zeuge des Beginns einer „Zeitenwende“?
Schlesinger
ARD-Vorsitzende und RBB-Intendantin Schlesinger trat nach diversen Vorwürfen zurück. Im Live-Programm des rbb wird daraufhin der Geschäftsführer Wolf-Dieter Wolf von einer Redakteurin recht hart angegangen. Dies war heute morgen im Deutschlandfunk zu hören. Aus unerklärlichen Gründen ist dieses Audio-Schnipsel nicht mehr im DLF-Archiv zu finden. Wolf reagiert recht souverän auf den Angriff einer Mitarbeiterin seines Hauses und schließt persönliche Konsequenzen für sich nicht aus.
Corona
Die aktuellen Vorhaben zur Neufassung des Infektionsschutzgesetzes sind, vornehm ausgedrückt, ein wildes Durcheinander. Von Nichts-Tun, über partielle Maskenpflicht hin zu einer all-3-monatlichen Impfung reichen die Vorschläge. Daraufhin interviewt der Deutschlandfunk den Chefarzt der Lungenklinik am Bethanien-Krankenhaus in Moers, Dr. Thomas Voshaar. Dieser berichtet, dass seit Monaten auf seinen Stationen coronaseitig absolute Ruhe herrscht. Ob der hohen Infektionszahlen hat natürlich auch er Patienten, die mit Corona infiziert sind, aber wegen ganz anderer Dinge zu ihm kommen. Er sieht absolut keinen Grund für auch nur die geringste staatlich verordnete Maßnahme und appelliert an die Eigenverantwortung des Bürgers. Nun das eigentlich spannende: Der Redakteur Tobias Armbruster lässt Herrn Dr. Voshaar ausreden, grätscht nicht dazwischen und stellt keine kritischen Nachfragen. der Name Lauterbach kommt im gesamten Interview nicht einmal vor. Lässt der DLF ihn nun, nach viel zu langem Protegieren, fallen? Hören Sie sich das Interview an! Der Tonfall ist gänzlich neu.
Gas
Keine Viertelstunde später dasselbe Schauspiel. Selbiger Tobias Armbruster interviewt Stefan Genth, einen der beiden Hauptgeschäftsführer des Handelsverband Deutschland. Dort stellt Armbruster völlig unaufgeregt die Frage, ob die deutsche Politik nicht vielleicht doch mit Russland einen Gesprächsfaden suchen sollte, um wieder günstige Gaslieferungen für Deutschland zu sichern. Genth hat den inhaltlichen Schwenk des DLF aber noch nicht kapiert und befürwortet weiterhin pflichtbewusst das deutsche politische Vorgehen. Also vertritt auch er nicht die Interessen seiner Mitgliedsunternehmen, sondern ist weiterhin völlig ideolgisch verbrämt.
Abschaffung des öffentlich-rechtlichen Rundfunks in Frankreich
Frankreich trennt sich vom System des öffentlich-rechtlichen Rundfunks. Dies blieb in den deutschen ÖR-Redaktionsstuben natürlich nicht unbemerkt. Meine Lesart: Der deutsche öffentlich-rechtliche Rundfunk realisiert so langsam, dass es für ihn eng werden könnte. Eine von Bild in Auftrag gegebene Umfrage bescheinigt eine 84%ige Ablehnung des ÖR-Systems in der Bevölkerung. Kai Gniffke, der mutmaßliche Nachfolger Schlesingers im ARD-Vorsitz, sieht sich zu einer Rechtfertigung seines Wirkens genötigt (link).
Es kommt Bewegung in die Sache.
Beitragsbild von Mehmet Turgut Kirkgoz via Unsplash
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