Selbst Sonntags leere Kirchen, abnehmendes Vertrauen in eine teils heute noch archaisch feudal strukturierte Amtskirche oder in eine hochentwickelte, jedoch von den Würdenträgern oft nicht gelebte Moraltheorie – die begleitende Skandalisierung durch MS-Medien ist ihnen sicher – sind in Deutschland an der Tagesordnung.
Einige fundierte Fragen
Liegt es an dem in einigen Ländern erzielten Wohlstand, der die dortigen Religionen marginalisiert? Liegt es an dem Aufstieg von säkularen Optionen (z.B. Aufklärung) und der damit verbundenen beschleunigten Entzauberung der Religionen (Max Weber)?
Liegt es in Deutschland etwa an den Predigten in den Hochämtern, die man eher in die Kreisversammlungen der Grünen oder Sozialdemokraten verorten könnte, oder liegt es auch an den staatlich eingezogenen Zwangsgeldern, genannt Kirchensteuern, Kirchengeld, die als süßes Gift der Subvention zu einer konformistischen, oft bürgerfeindlichen Regierungstreue verführt?
Hat die Amtskirche etwa nichts Kreativeres mehr zur Lösung von gesellschaftlichen Problemen als das Nachplappern politischer Sonntagsreden, nur eben in edlen Gewändern, beizutragen?
Sind etwa Religionen Schnee von gestern und durch Wohlstand, Aufklärung, die Vernunft etc. substituiert? – Nein im Gegenteil!
So einfach ist die Sache nicht…
Statistisch gesehen erleben wir sogar eine zunehmende Religiösität auf diesem Planeten. Denn alle Religionen, von archaisch bis hochentwickelt, machen vielfältige Angebote für eine Zufriedenstellung individueller, mentaler Sehnsüchte und Bedürfnisse des Menschen nach Spiritualität, nach Ritualen, nach Sinngebung, nach übermenschlichem Fähigkeits- und Erkenntnisgewinn, nach überirdischer „Gerechtigkeit“ und einer, wie immer gearteten Existenz nach dem physischen Ableben.
Gemeinsamkeiten der Religionen
Die Gemeinsamkeiten, besonders aber die der abrahamitischen Religionen, (Judentum, Christentum, Islam) geben hier ein gutes Beispiel:
die prophetische Transzendenzvorstellung
d.h. der Gaube an ein nicht wahrnehmbares Universum einer Gottwelt, die die Geschicke der physischen Welt strukturiert, somit auch dem Leben eines jeden Menschen einen individuellen Sinn vorgibt, dessen positive Erfüllung nach seinem physischen Tod eine Existenz eben in dieser Gottwelt verspricht
die Sakralisierung
die Veredelung bzw. Heiligsprechung menschlicher Lebensabschnitte, bzw. Lebensstationen, die über festgefügte, außergewöhnliche Rituale (z.B. Sakramente) jedem Menschen an der von „Gott geschaffenen Ordnung“ teilhaben lassen wie z. B. Taufe, Kommunion, Eheschließung, letzte Ölung, …
die Magie-isierung
das Narrativ, dass Personen, die wichtige Erfolge in der Festigung und Fortentwicklung der Religionen garantieren, mit prophetischen und übermenschliche Fähigkeiten versehen werden und somit Wunder vollbringen können
Hohe Anforderungen an den einzelnen
Der Preis für die praktische Erfüllung der religiös-mentalen Sehnsüchte und Bedürfnisse ist jedoch hoch. Er umfasst:
- den unerschütterlichen Glauben an die transzendente Gottwelt
- den Gehorsam gegenüber den Intermediären (religiöse Amtsträger wie Priester, Imane, Rabbis)
- die Einhaltung von religiösen Verhaltens- und Denk-Kodizes, die bis in den intimsten, individuellen Lebensbereich eingreifen können.
Und für viele Menschen kann dieser Preis jedoch zu hoch sein.
Eine Videoempfehlung
Für eine systemische und vertiefte Auseinandersetzung aus Sicht eines Theologen ist das nachfolgende einstündige Video von Prof. Dr. Hans Joas [Humbold-Universität zu Berlin] https://www.youtube.com/watch?v=4ofsyyzesTE sehr zu empfehlen.
Jack Gelfort aus dem Rundschreiben „Jack’s Position zu Pfingsten“
Bild: pixabay matthiasboeckel Kirche Kirchenbank
Vielen Dank für den Bericht. Er schneidet viele Themen an.
Für mich als traditionellen Katholiken, der wirklich heiligmäßig lebende Priester zu Hauf kennt, stellt sich das Problem der verfassten römisch katholischen Kirche als eine umgedrehte Hierarchie dar. Heute läuft in den Kirchen, was die Basis sagt. Hätte die Kirche einen gesunden Kopf und würde sich nicht von allen momentanen Strömungen vor sich her treiben lassen, wäre sie stabil. Die allerorten zu vernehmende Genitalisierung aller Religionsthemen (ich will nicht konkreter werden) entfernt auch noch den letzten Gläubigen aus den Bänken.
Und, ja, dass echter, gelebter Glaube seinen Preis im Leben hat nimmt der aufrechte, seine Standespflicht erfüllende, Gläubige nicht nur hin sondern verteidigt dies mit Überzeugung, zur Not gegen alle Widerstände, mit Freude.