In der Hörsendung indubio vom 6. März 2022 geht Milena Preradovic, Journalistin und Publizistin, auf die Bedeutungsüberhöhung von Symbolen ein – jene Symbole, die mit politischer Korrektheit als Ersatz für politisches Handeln vor sich hergetragen werden. Über diesen Link geht es zur Sendung, schalten Sie zur Minute 20:17. Milena Preradovic, Journalistin und Publizistin, arbeitete viele Jahre im Privatfernsehen und verlegte ihr Wirken just zu Beginn der Corona-Krise auf einen eigenen Kanal, in dem sie sich im Format Punkt.Preradovic mit hochkarätigen Interviewpartnern Gedanken abseits des Mainstreams und der allgemein veröffentlichten Meinung macht.

Sie führt (leider nur zum Teil ironisch gemeint) aus, dass man als woker Latte-macchiato-Trinker gefälligst sein Profilbild bis an den Rand mit Symbolen zu befüllen hat.

Es wird ein bisschen eng am Profilbild …
Es ist kaum noch Platz für ein „je suis Ukraine“

Sie zählt auf, was sich im Profilbild so alles zusammendrängt:

  • die ukrainische Flagge
  • die Maske
  • der Regenbogen
  • und nicht zu vergessen: Black Lives Matter

Sein Profilbild in den ukrainischen Farben leuchten zu lassen, sei ja fast wie in den Krieg ziehen, fast wie selber dabei zu sein. Das Lachen vergeht dem Hörer recht schnell, als sie von einem amerikanischen Bekannten erzählt. Dieser

wurde angeschrieben, in diesen Zeiten von Black Lives Matter kein Banner auf dem Profilbild zu haben. Man hat ihm quasi unterstellt, er sei Rassist. Symbole sind das neue links. Statt Sozialpolitik gibt’s jetzt Symbole: das richtige politische T-Shirt, Kniefälle oder diese Aktion jetzt Licht ausmachen, um Putin zu zeigen, dass wir sein Gas nicht brauchen, einmal auf den Lichtschalter drücken und schon zu den Guten gehören. Wenn es nicht so traurig wäre… Es ist so lächerlich, was bei uns abgeht.

Anmerkung zum Sprachstil des Zitats: indubio ist eine Gesprächssendung, in der man sich die Gedankenbälle zuwirft – da wird nicht „gedruckt“ gesprochen.

Weitergehend hatten wir ja noch das Symbol des (fast schon zynischen) Beklatschens der Pflegekräfte auf dem sonnigen Südbalkon oder jüngst die Menschenkette am 10. März, bei bestem Wetter, rund um Freiburgs Flückiger See mit begleitendem Glockengeläut als Zeichen des Friedens. Wie schön. Zusammenfassend scheint es sich also bei der Zurschaustellung von Symbolen vor allem um die Demonstration der eigenen Ohnmacht zu handeln.

Diese Ohnmacht zu überwinden, scheint dabei nicht die oberste Zielsetzung zu sein.

Vielmehr geht es um eine Verbrüderung im Geiste. Echte Forderungen werden nur gestellt, wenn deren Umsetzung gesichert ist und ohne auch nur eine kleinste persönliche Konsequenz vonstatten gehen kann.

Was das für die Klimapolitik bedeutet

Die politische Elite ist nicht dumm. Darüber muss man sich im Klaren sein. Wäre sie es, könnte sie sich nicht im Sessel halten. Vielmehr besteht die rhetorische Kunst des Politikers darin, dem Wahlvolk Dinge (mir fallen ganz andere Wörter ein) über die gerade anstehenden Aufgaben zu erzählen, die es gerade noch ertragen kann und die in Kürze anstehende Wahlerfolge nicht gefährden. Die eigentlichen Beweggründe für politisches Handeln – auch wer nichts tut, handelt – liegen meist meilenweit vom bei Anne Will Erzählten weg und sind eher bei den jeweiligen Karriereaussichten zu verorten.

Die politische Elite hat nicht erst seit Fräulein Thunberg das Klimathema für sich entdeckt. Und jeder einzelne bisher unternommene Schritt, also auch die, die uns noch blühen, sind reine Symbolpolithik: Politik im guten Willen bei absoluter Ohnmacht.

Ob das CO2 für das Klima so schädlich ist, werden wir hier mal an anderer Stelle thematisieren. Fakt ist: Deutschland trägt bei 1% der Weltbevölkerung mit 2% zum weltweiten CO2-Ausstoß bei. Es kann sich also, selbst wenn wir Deutsche ab morgen komplett von der Bildfläche verschwinden, nur um Symbolpolitik handeln. Handeln ohne sichtbare, messbare Konsequenz für das Weltkilma.

Die Welt soll sich ein Beispiel an Deutschland nehmen! Gott bewahre.

Trotzdem, und da kommt nun die Dramatik ins Spiel, wird dieses für das Klima komplett unbedeutende Handeln die gesamte Volkswirtschaft zu Grunde richten. Somit steht fest, dass meine abschließende These keine Verschwörungstheorie ist:

Da die Klimapolitik der Bundesregierung (egal welches Kabinett) die Zielsetzung einer Klimarettung verfehlt (nochmals: wegen eines nicht wahrnehmbaren Effekts auf das Weltklima) muss hinter dem ganzen lautstarken Getöse eine andere Zielsetzung stecken.

Hier nur ein paar holzschnittartige Vermutungen:

  • Kostensteigerungen an allen Ecken und Enden, um allein über die MwSt. unbemerkte Steuerhöhungen zu realisieren
  • Schwächung verhasster Industriezweige
  • Stärkung gesellschaftlicher Randgruppierungen, die in diesem Fahrwasser genüsslich mitschwimmen

Gerne können wir gemeinsam diese Liste verlängern, oder – noch besser – mit vereinten Kräften dieses unsägliche Spiel als das brandmarken, was es ist: ein gesellschaftlicher Umbau mit ungewissem Ausgang.

Diskutieren Sie mit!

mb

 

Bild von Diana Vyshniakova und Clay Banks über unsplash

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