Von Dario Herzog
NS-Opfervergleiche sind oft strafbar und hinken zumindest. Man muss sich keinen gelben Stern auf die Jacke pinnen, um gegen antifreiheitliche Maßnahmen zu demonstrieren. Wer auf eine äußerst ungerechte Behandlung durch die Stützen der Gesellschaft – also Medien, Politik, staatliche Einrichtungen und die sogenannte Zivilgesellschaft sowie „wichtige“ Persönlichkeiten – hinweisen möchte, kann das auch so recht wirkungsvoll. Denn diese „Stützen der Gesellschaft“, man könnte sie auch die Totengräber einer echten Demokratie nennen, treten mittlerweile so dreist und offen undemokratisch auf, dass es einem den Atem verschlägt. Da sind ein Schraubenkönig und der Bertelsmann-Chef nur die Spitzen von dem, was gerade zu einer tiefen Spaltung der Gesellschaft führt.
Multimilliardär Würth gibt sich plötzlich volksnah
Das Handelsblatt nennt ihn einen „Schraubenmilliardär, Kunstmäzen und Steuerfuchs“: Reinhold Würth. „Der vorbestrafte Gründer des Würth-Konzerns aus Künzelsau möchte Salzburg zu seinem Altersruhesitz machen und deshalb auch österreichischer Staatsbürger werden“, berichtete das Handelsblatt seinerzeit. Ein Unternehmer, der wegen Steuerhinterziehung belangt wurde und der deshalb die Bundesrepublik verlassen wollte, ist plötzlich über dass Wohl der Bundesrepublik besorgt und schreibt an alle seine Mitarbeiter einen dementsprechenden Anti-AfD-Brief. Was ein besorgter Mensch, ja? Dabei ist der Milliardär nicht nur Mitgründer der Firma „Würth“, er ist auch im Besitz einer Yacht und auch über 200.000 Kunstwerke, zudem besitzt er angeblich auch fünf Privatjets.
Was kostet ein Liter Milch?
Ein Mensch wie Du und ich? Einer, der weiß, was auf den Straßen der Republik los ist? Der weiß, was ein Liter Milch kostet oder wie „gemütlich“ eine abendliche Fahrt mit dem ÖPN-Verkehr ist? Wohl kaum. Was reitet einen wie ihn, vor der AfD zu warnen? Will er sich wieder als Unternehmer in die Riege der angesehenen und geachteten Spitzen des Systems bringen? Nein, das ist er schon lange. Jemand wie er hat Einfluß und Geld genug, um weiterhin dazuzugehören.
Der Totengräber unserer Gesellschaft
Dabei zerstört der Unternehmer Würth einen historischen Konsens innerhalb unserer Gesellschaft: Politik und Arbeit sind auseinanderzuhalten! Was der Dreher, der Anstreicher oder der Industriemeister politisch sagt oder denkt oder sogar macht, hat „auf der Arbeit“ nichts zu suchen. Arbeit ist Arbeit, Freizeit ist Freizeit! Unsere Gesellschaft war lange eben nicht durchideologisiert. Das ändert sich sukzessive bereits seit langem und die Geschwindigkeit, mit der auch das Arbeitsleben politisch regelrecht durchtränkt wird, ist enorm. Dass ein Unternehmer in einem Schreiben an alle seine Mitarbeiter vor der AfD warnt, zeigt indes, wie nervös die herrschende Kaste geworden ist. Einer der reichsten 30 Deutschen ist sicherlich niemand, der seinen Angestellten „einen guten Rat“geben sollte. Er zerstört die gewachsenen gesellschaftlichen Strukturen, in denen das Arbeitsleben unpolitisch sein sollte. Wenn nun 20 Prozent seiner Angestellten, entsprechend den derzeitigen Umfrageergebnissen, sich entschließen würden, bei ihm zu kündigen, würde er sicherlich einsehen, was so eine Reaktion zur Folge haben könnte. Aber wer will schon seinen Arbeitsplatz kündigen, nur weil der Chef etwas Idiotisches sagt! Vielleicht fühlen sich aber noch mehr Angestellte bevormundet und ziehen es nun erst recht in Betracht, die AfD zu wählen. Das wäre dem Chef des Würth-Unternehmens zu wünschen. Apropos: Dem Fiskus wäre das ohnehin egal, wenn die Würth-Gruppe Probleme bekäme, denn die Würth-Gruppe zahlt laut Hamburger Abendblatt in der Bundesrepublik ohnehin keine Steuern!
Bertelsmann-Chef ruft zu Kündigungen auf
Etwas anders ist da schon der Fall des Bertelmann-Chefs gelagert. Denn vom Bertelsmann-Konzern weiß man, dass er immer staatlicher Musterbetrieb war, heute wie auch im NS-System. Eine bekannte Internet-Enzyklopädie schreibt: „Heinrich Mohn, der 1921 die Geschäftsführung der Firma übernommen hatte, war Förderer der SS und wollte aus seinem Unternehmen einen nationalsozialistischen Musterbetrieb machen. Während des Zweiten Weltkrieges wurde der C.-Bertelsmann-Verlag zum größten Lieferanten der Wehrmacht, noch vor dem Zentralverlag der NSDAP Franz Eher.“ Tja, Geschichte wiederholt sich hier und da einmal. Nun will man eben der derzeit herrschenden Klasse treu ergeben sein. Das kann man durchaus als Geschäftsmodell akzeptieren.
Das BlaBla von Toleranz und Weltoffenheit
„Wenn die AfD nicht für Toleranz und Weltoffenheit steht, sondern für das Gegenteil, dann widerspricht das den Werten von Bertelsmann diametral. Wir müssen klar sagen, wofür wir als Unternehmen stehen, und das verkörpern, im positiven Sinn“, findet Thomas Rabe, Lenker des größten deutschen Medienkonzerns im Interview mit der FAS und legt Mitarbeitern, die AfD-Sympathisanten sind, die Kündigung nahe. Dabei merkt Rabe offenbar den Widersprich nicht, wenn er Toleranz fordert, aber intolerant denjenigen gegenüber ist, die nicht so sein wollen wie er. Was ein Heuchler! Solche Wirtschaftsführer, die ihre Angestellten am liebsten stromlinienförmig zurechtbiegen wollen, sind eben keine echten Demokraten und würden sich wohl in autoritären Staaten Zuhause fühlen – oder tun sie das nicht bereits schon?
Beitragsbild / Symbolbild: Andrii Yalanskyi, Bild oben: U.J. Alexander, Bild unten: nitpicker / alle Shutterstock.com
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