Von Dario Herzog

Man muss sich wundern, die im Raum stehenden Anschläge auf Tino Chrupalla und der geplante Anschlag auf Alice Weidel scheinen kein Grund für offizielle Erklärungen der Partei zu sein. Warum nicht? Wer auf den Seiten der AfD sucht (Stand heute 13 Uhr), beispielsweise auf der Seite der AfD (Partei) oder auch der AfD-Fraktion im Bundestag, wird nicht fündig. Wie kann die Partei eine derartig desaströse Pressearbeit abgeben? Was ist also dran an den Meldungen über Anschläge, Giftspritzen, nicht ermittelnden Behörden und nichtberichtenden Medien?

⇒ Aktueller Hinweis der AfD von Freitag, 6. Oktober, siehe unten!

Chrupalla noch im Krankenhaus
Der Co-Parteivorsitzende Tino Chrupalla ist am gestrigen Mittwoch am Rande einer Wahlkampfveranstaltung ins Krankenhaus eingeliefert worden. Aus Kreisen einzelner AfD-Mitglieder und -Funktionäre hieß es umgehend, er sei mittels einer Spritze angegriffen, zwei infrage kommende Personen seien zumindest kurzfristig in Gewahrsam genommen worden. „Gegen 16:30 Uhr, noch vor Beginn seines Redebeitrags, musste der Bundestagsabgeordnete Tino Chrupalla hinter der Bühne medizinisch versorgt werden. Der Politiker wurde im Anschluss in ein Krankenhaus verbracht, wobei eine offensichtliche Verletzung zu diesem Zeitpunkt nicht erkennbar war“, hieß es seitens der Polizei. Auch hieß es zuerst, die Behörden vor Ort im bayerischen Ingolstadt würden überhaupt keine Hinweise für ein Attentat erkennen (wollen), nun wurde am Donnerstagmittag bekannt, dass doch ein Ermittlungsverfahren wegen des Verdachts auf Körperverletzung eingeleitet worden sei, so eine Sprecherin der Staatsanwaltschaft Ingolstadt. Das dürfte den Gegnern der AfD nicht schmecken, so trendete in den sozialen Medien, vor allem bei X, ehemals Twitter, innerhalb weniger Stunden bis jetzt die Behauptung, der Vorfall sei erfunden. Zwar hat ein AfD-Pressesprecher wohl von einem Stich gesprochen, aber von Anti-AfD-Seite kam hämisch der Einwand, es könne sich ja um einen Wespenstich gehandelt haben. Wie dem auch sei, Chrupalla ist auch am Donnerstag noch im Krankenhaus, einige Medien berichten von einem Aufenthalt auf einer Intensivstation, die Polizei bestätigte diese Information mittlerweile. Und der Bundesabgeordnete Petr Bystron bestätigte in einem Youtube-Video inzwischen, dass tatsächlich eine Spritze gefunden sei.

Wie ist das mediale Echo?
Interessant ist aber nicht nur das zögerliche Verhalten der AfD, Einzelheiten bekannt zu geben und Spekulationen entgegenzutreten, auch die Mainstremmedien sind zögerlich, von einem angeblichem Vorfall ist die Rede, die Tagesschau setzt das Wort Vorfall beispielsweise gleich in Anführungsstriche, als ob sich nicht ereignet hätte. Will man etwa nicht berichten? Wie sähe wohl die Berichterstattung aus, wenn es sich um einen Parteivorsitzenden einer der Systemparteien gehandelt hätte? Man kann es sich ausmalen, die Republik würde Kopf stehen, der mediale Notstand würde ausgerufen, der „Vorfall“ würde zur Intensivierung des Kampfes gegen Rechts genutzt, instrumentalisiert von allen Nichtrechten des üblichen politisch-medialen Komplexes.

Opfer-Bonuseffekt für die Wahl?
Kein Wunder, dass kaum berichtet wird. In Bayern wird am Sonntag der Landtag neu gewählt. So ist es leicht durchschaubar, dass der politisch-mediale Komplex alles vermeiden möchte, was der AfD mehr Stimmen bringen könnte. Und ein Attentat auf den Parteivorsitzenden dürfte sicherlich für den einen oder anderen Prozentpunkt sorgen. Im fernen Thüringen ist das Bodo Ramelow aber offenbar völlig egal. Er zeigte schon einmal, was er von der ganzen Sache hält und postete ein geschmackloses Bild. EU-AfD-Spitzenkandidat Dr. Maximillian Krah schrieb dazu passend: Die Maske fällt, die widerliche Fratze kommt zum Vorschein. Was soll man auch von einem Noch-Ministerpräsidenten halten, der im kommenden Jahr mit Stimmen der AfD aus seinem Amt gewählt wird? Dennoch: Der Ton wird rauer, da die Etablierten spüren, dass sie mit ihrer Politik immer mehr Menschen dieses Landes in die Arme der AfD treiben. Wie ideenlos man ist, zeigt der Vorstoß des CDU-Abgeordneten Marco Wanderwitz. Er möchte vom Bundestag ein AfD-Verbotsverfahren beantragen lassen. Dafür ist er auf der Suche nach Unterstützern – auch außerhalb seiner Fraktion. Ob es Zufall ist, dass genau heute darüber berichtet wird, also vier Tage vor den Landtagswahlen in Hessen und Bayern? Will man so noch unschlüssigen Wählern durch die Blume sagen, dass sich eine Wahl der AfD nicht lohne, da diese vielleicht sowieso verboten wird? Armselig und ebenso durchschaubar sind solche Rochaden kurz vor der Wahl, denn jedem Juristen und Beobachter des politischen Geschehens dürfte klar sein, dass ein Verbot juristisch nicht durchsetzbar ist.

Der eine kämpft, die andere urlaubt
Fest steht, Tino Chrupalla ist im Krankenhaus, von offizieller Parteiseite ist es hingegen noch sehr ruhig, entsprechende Verlautbarungen fehlen. Trotz allem muss konstatiert werden, selbst wenn es kein Attentat war, dass sich der Co-Parteivorsitzende wenigstens im Wahlkampf befand. Co-Vorsitzende Alice Weidel hingegen hatte alle Wahlkampftermine abgesagt und war nach nunmehr bestätigten Anschlagsplänen zur Erholung nach Mallorca gereist.

⇒ Aktueller Hinweis der AfD von Freitag, 6. Oktober, siehe hier!

Wahlkampfbesucher, die im Rahmen der Veranstaltung Lichtbilder oder Videos gemacht haben, werden von der Polizei gebeten, diese über eine eigens eingerichtete Upload-Seite zur Verfügung zu stellen. Es wird also ermittelt!

Beitragsbild / Symbolbild:  Nitpicker / Shutterstock.com

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