Von Dario Herzog

Die Band Rammstein hat es nicht leicht: Seit Wochen dreht sich im Kultur- und Musikbereich nahezu alles um die Band Rammstein beziehungsweise um ihren Sänger Till Lindemann. Im Raum stehen Vorwürfe, Lindemann hätte im Rahmen von Privatfeiern nach Konzerten vorausgesuchte jüngere Damen „zugeführt“ bekommen. Gerüchteweise soll es auch zu Drogenkonsum gekommen sein – und zu Sex. Mehrere Frauen erhoben – meist anonym – Vorwürfe gegen Lindemann. Die Band weist die Behauptungen indes zurück. Nun hat sich auch der Antisemitismusbeauftragte des Bundes zum Fall geäußert – mit erstaunlichen Vorwürfen.

Der Antisemitismusbeauftragte der Bundesregierung
Was tun eigentlich Antisemitismusbeauftragte? Eine bekannte Online-Enzyklopädie gibt Auskunft:

„Auf Beschluss des Deutschen Bundestages vom 18. Januar 2018 wurde das Amt des Antisemitismus-Beauftragten der Bundesregierung eingerichtet. Aufgabe des Beauftragten ist die Koordination der Maßnahmen der Bundesregierung zur Bekämpfung von Antisemitismus. Er soll auch eine ständige Bund-Länder-Kommission mit Vertreterinnen und Vertretern der zuständigen Stellen koordinieren und zur Sensibilisierung der Gesellschaft für aktuelle und historische Formen des Antisemitismus durch Öffentlichkeitsarbeit sowie politische und kulturelle Bildung beitragen. Seit dem 1. Mai 2018 bekleidet Felix Klein den Posten. Im Koalitionsvertrag der Ampelkoalition wurde bestimmt, dass der Antisemitismusbeauftragte der Bundesregierung zukünftig im Kanzleramt angesiedelt und damit strukturell gestärkt werde.“

Aha, jemand, der sich vielleicht verdient machen und vor dem Antisemitismus vor allem arabischstämmiger Migranten warnen könnte? Aber Felix Klein? Der Name ist dem normalen autochthonen Bürger in aller Regel völlig unbekannt. Das liegt vielleicht daran, dass die Kritik an antisemitischen Migranten kaum zu hören ist. Kein Wunder, wer will sich in der Mainstreampresse als Ankläger gegen Migranten sehen? Da bietet sich doch eher an, den Antisemitismus bei tatsächlichen oder vermeintlichen Rechten oder „Grenzverletzern“ zu geißeln. Aber wenn es da auch an namhaften Fällen hapert, die man der öffentlichen Stigmatisierung zuführen kann, was macht man dann? Man konstruiert Zusammenhänge, die man dann als antisemitisch bezeichnet. So kommt man in die Gebührenzahler- und Einheitspresse – und irgendwie muss Herr Klein sein teures Amt ja auch rechtfertigen.

Frauenverachtung, Rassismus und Antisemitismus
Und wie kommt „man“ zu dem Schluß, das nach wie vor nicht nachgewiesene angebliche Verhalten von Till Lindemann sei antisemitisch gewesen? Ganz einfach, Felix Klein erklärt nun völlig logisch, Antisemitismus, Frauenverachtung und Rassismus gingen oft „Hand in Hand“. „Er halte es angesichts der Vorwürfe gegen Rammstein-Sänger Till Lindemann für fragwürdig, dass die Band im Berliner Olympiastadion spielt“, wird er in der WELT zitiert. Was? Konzertverbot für Rammstein? Da die bislang lediglich erhobenen, aber nicht bewiesenen Vorwürfe wohl nicht ausgereicht hätten, wird hier plötzlich die ganz große Keule „Antisemitismus“ geschwungen. Und jeder, der nun darauf hinweist, dass das angeblich so kritisch zu sehende Verhalten, wenn es denn überhaupt den Tatsachen entspricht, gang und gäbe in der Musikbranche ist, könnte sich nun dem Verdacht aussetzen, er würde antisemitische Tendenzen befördern oder sei gar selbst ein übler Antisemit.

Völlig künstlich konstruierte Zusammenhänge
Der geneigte Leser fragt sich nun, worin denn der Antisemitismus genau liegen soll. Felix Klein erklärt es laut WELT: „Wir sollten die betroffenen Frauen ernst nehmen, genauso wie wir Jüdinnen und Juden ernst nehmen sollten, wenn es um Antisemitismus geht“. Soso, wer Frauen nicht ernst nimmt, könnte also ein Antisemit sein? Dann lässt Klein die Katze aus dem Sack und fordert: „Wir dürfen es nicht zulassen, dass die Grenzen des Sag- und Machbaren immer weiter verschoben werden, auch wenn das unter dem Deckmantel der Kunstfreiheit geschieht.“ Die Grenze des Sagbaren? Ist diese Grenze nicht das – eindeutige – Strafrecht? Alles andere nennt sich Meinungs-, Diskurs- und Kunstfreiheit. Aber Klein sagt auch, warum ihm die Band Rammstein nicht gefällt. Diese habe im Musikvideo zu dem Rammstein-Lied „Deutschland“ „mit perfider Vernichtungslager-Optik die Opfer der Schoah verhöhnt“, da sich mehrere Bandmitglieder als Häftlinge eines nationalsozialistischen Konzentrationslagers inszenierten. Und schon wieder ein Aha-Effekt, denn Kunsfreiheit geht bei Klein wohl nur dann, wenn es ihm passt. Dabei wird das genannte Lied beziehungsweise Musikvideo gerade von Rechten kritisiert, da Deutschland zu sehr auf Konzentrationslager reduziert werde. Da Rammstein sich nicht konkret zum Lied geäußert haben, ist es offenbar vielfältig interpretierbar. Aber ist „Vielfalt“ nicht das, was die Herrschenden immer einfordern?

Etwas wird hängen bleiben
Die Frage, ob sich Till Lindemann strafbar gemacht hat, wird vor Gerichten geklärt. In juristischer Hinsicht gilt bis zu einem Urteil oder einem Freispruch für alle eigentlich die Unschuldsvermutung. Und Lindemanns Anwälte betonen bereits im Vorfeld konsequent, dass alle Vorwürfe „ausnahmslos unwahr“ seien. Dennoch ermittelt mittlerweile die Berliner Staatsanwaltschaft gegen Lindemann wegen des Vorliegens eines Anfangsverdachts auf ein Sexualdelikt, wie der Tagesspiegel jüngst berichtete. Daneben gibt es aber erneut eine andere, mediale Dimension. „Der Fall Rammstein zeigt: Die Medien forcieren den Opfer-Kult. Journalisten präsentieren Lindemann als überführten Straftäter. Die Unschuldsvermutung wird zu Grabe getragen“, heißt es passend bei der Weltwoche (Schweiz). Man wundert sich, dass eine schweizerische Zeitung zu dem Schluß kommt, aber in der Tat: bundesrepublikanische Medien sind spitze, wenn es um die Vernichtung von Existenzen und um die gesellschaftliche Vorverurteilung geht. Ein markantes Beispiel ist der völlig konstruierte Zusammenhang zum Antisemitismus. Es ist peinlich, dass Felix Klein eine so mächtige Keule schwingen muss, um mal Gehör in den Medien zu finden. Aber er kommt ja vom Völkerrecht, heißt es in seiner Vita. Vom Völkerrecht? Da gab es doch schon eine andere Politikversagerin, die vom Völkerrecht kommt…

Beitragsbild / Symbolbild: fornStudio / Shutterstock.com

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