Von Jan Ackermeier
Am 2. Februar 962 werden der Liudolfinger Otto I. und seine Gattin Adelheid in Rom durch Papst Johannes XII. zu Kaiser und Kaiserin gekrönt. Dieses Ereignis gilt heute als Gründungsdatum des Heiligen Römischen Reiches, in dem das Römische Reich im Sinne der „Translatio imperii“ fortbesteht.
Otto setzte während der ersten Hälfte seiner langen Herrschaftszeit (936-973) die Unteilbarkeit des Königtums und seine Entscheidungsgewalt bei der Ämtervergabe durch. Damit griff er tief in das bestehende Herrschaftsgefüge des Adels ein. Die schwersten Aufstandsbewegungen gingen von den Mitgliedern der Königsfamilie selbst aus. Ottos Bruder Heinrich und sein Sohn Liudolf erhoben Anspruch auf Teilhabe an der Königsherrschaft. Aus den Aufständen ging jeweils Otto als Sieger hervor.
Sieg über Ungarn
Durch seinen Sieg 955 in der Schlacht auf dem Lechfeld über die Ungarn endeten nicht nur deren Invasionen, sondern auch die Erhebungen der Großen des Reiches gegen den König. Zudem erlangte er damit den Nimbus eines „Retters der Christenheit“, zumal ihm noch im selben Jahr ein Sieg über die Slawen gelang. In der Folge setzte eine kulturelle Blütezeit ein, die als Ottonische Renaissance bekannt wurde. 961 eroberte er das Königreich Italien und dehnte sein Reich nach Norden, Osten und bis nach Süditalien aus, wo er in Konflikt mit Byzanz geriet. Schließlich gelang ihm aber ein Ausgleich mit dem byzantinischen Kaiser und die Verehelichung seines Sohnes Otto II. mit dessen Nichte Theophanu. Im Jahr 968 gründete er ein Erzbistum in Magdeburg, jener Stadt, die wie keine zweite mit seinem Nachleben verbunden ist. Das Erzbistum war für Otto die entscheidende Voraussetzung für die Christianisierung der Slawen. Der Beiname „der Große“ gilt spätestens seit dem mittelalterlichen Geschichtsschreiber Otto von Freising als festes Namensattribut. Schon Widukind von Corvey nannte ihn „totius orbis caput“, das „Haupt der ganzen Welt“.
Beitragsbild: Otto I. („Thevconicor[um] REX“) in einer Illustration einer Handschrift der Weltchronik Ottos von Freising um 1200.
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