Wieder einmal inszenierte die linke Cancel Culture einen Skandal, der keiner ist. Drei Wochen ist es etwa her, dass die Biologiedoktorantin Marie-Luise Vollbrecht an der Berliner Humboldt-Universität einen Vortrag zum Thema „Geschlecht ist nicht (Ge)schlecht, Sex, Gender und warum es in der Biologie zwei Geschlechter gibt“ halten wollte. – Wollte, denn der Vortrag in der „Langen Nacht der Wissenschaften“ am 2. Juli wurde wegen massiver Proteste im Vorfeld kurzfristig abgesagt. Danach stellte Frau Vollbrecht den Vortrag ins Internet. Schließlich „durfte“ sie ihn am 14. Juli doch noch halten – allerdings unter Kommentierung der Bundesbildungsministerin Bettina Stark-Watzinger FDP. Das muss man erst einmal schaffen, die Bundesbildungsministerin auf den Plan zu rufen, alle Achtung! Der anschließenden Podiumsdiskussion blieb Frau Vollbrecht aus verständlichen Gründen fern: die Zusammensetzung der Podiumsteilnehmerschaft war in keiner Weise ausgewogen.
Das BZ-Interview – kompliziert und moralisierend
Natürlich muss auch die armselige politische Linke den Anschein der Wissenschaftlichkeit erwecken. So führte die BZ im Nachgang ein Interview mit dem Basler Evolutionsbiologen PD Dr. Lukas Schärer mit dem Titel: Basler Evolutionsbiologe: „Die Diversität ist echt“.
Na gut, unsereiner ist auch divers und sieht die Sache divers – anders – als so manch landläufiges Mainstream-Presseorgan – doch das nur am Rande.
Man liest dieses BZ-Interview entweder nur bis zur zweiten oder dritten Frage, weil man keine Lust mehr hat, sich vom Experten mit Fachbegriffen erschlagen zu lassen. Oder man quält sich durch und liest das Interview noch ein weiteres Mal, dieses Mal wohlweislich mit Bleistift bewaffnet, um die Fachbegriffe zu markieren und zu klären.
Der Sinn der ganzen Geschichte?
Die BZ versucht im Nachgang, beim Leser indirekt Verständnis dafür zu erwecken, dass die Vortragsabsage rechtens gewesen sei. Denn der Evolutionsbiologe Schärer hält Vollbrechts Positionen „für zu dogmatisch“, für „unnötig konfrontativ“.
Es kann doch nicht sein, was nicht sein darf!
Immerhin hat der deutsche Gesetzgeber 2018 neben „weiblich“ und „männlich“ die dritte rechtliche Option „divers“ eingeführt, die sich auf biologische Intergeschlechtlichkeit bezieht. Und da kommt eine unbedeutende Dozentin des universitären Mittelbaus daher und wagt es, die Machtwissenschaft des Gesetzgebers durch echte Naturwissenschaft in Frage zu stellen!
So glaubt die BZ, die einfache Biologiedoktorantin mit Hilfe eines professoralen (PD) Evolutionswissenschaftlers zu schlagen, was ihr aber bei aller Bemühtheit einfach nicht gelingt.
Hier nur ein kleiner Ausschnitt aus dem Interview:
Schärer: Es gibt ja durchaus Varianten in der Vererbung, bei denen ein Individuum zum Beispiel zwei X-Chromosomen und ein Y-Chromosom hat. Das Individuum ist dann genetisch anders als die meisten anderen Individuen, die entweder XX oder XY-Chromosomen haben (…).
Eine Schätzung ist, dass circa 0,4 Prozent der Menschen mit einer Form von Intersexualität geboren werden, und ein Teil davon mit einer untypischen Genialanatomie. Früher hat man das in vielen Ländern gleich nach der Geburt operativ in die eine oder andere Richtung geschoben. Heute wird in einigen Ländern gewartet, bis die betroffene Person alt genug ist, um zu sagen, wie sie sich empfindet. Das heißt, diese Diversität ist echt, sie gehört zum Spektrum der Natur.
Pseudohermaphroditismus oder unechte Zwittrigkeit
Was Schärer am Schluss des Interviews unter den Begriff „Diversität“ zusammenfasst, bezeichnet die Wissenschaft als Pseudohermaphroditismus oder unechte Zwittrigkeit. Man achte auf das Wort „unecht“. Dieser Pseudohermaphroditismus wird definiert als „das Vorhandensein sowohl weiblicher als auch männlicher Geschlechtsmerkmale bei einem Individuum mit entweder weiblichen (Eierstöcke) oder männlichen (Hoden) Keimdrüsen.“
Früher – und heute
Während die Medizin früher von einer Störung der Geschlechtsentwicklung (Disorders of sex development) sprach, zum Beispiel bei einer „ungewöhnlich“ geformten großen Klitoris, und dies bald nach der Geburt operativ „korrigierte“, klassifiziert die Medizin diese Störung heute als bloße Variation der Geschlechtsentwicklung (Differences of sex development, DSD) und wartet zu, operiert nicht, erst wenn die betroffene Person dies wünscht. Da können Jahre vergehen und keine Medizin fragt nach dem Leiden der betroffenen Person.
Vielmehr „benötigt“ man solche geschlechtlichen Vorzeigeabweichungen. Man will schließlich die vom Gesetzgeber gewünschte sexuelle Revolution mit „Beweisen“ der Naturgegebenheit untermauern. Doch welcher Art sind die tatsächlichen Fakten der Natur?
Ein geniales Interview der Jungen Freiheit zur Intersexualität
Einen ganz anderen Interviewpartner suchte sich die Junge Freiheit und fand ihn in Professor Ulrich Kutschera. Ein echter Freiburger, Evolutionsbiologe und Physiologe, der seit 2007 Professor in Palo Alto in Kalifornien ist. Wie Frau Vollbrecht wurde auch er Opfer der Cancel Culture – und zwar an den deutschen Universitäten Marburg, Bremen und Braunschweig. Alle sagten ihre gemachten Einladungen kurzfristig ab. Kutschera gewann sämtliche Gerichtsprozesse gegen seine Person, obwohl er ein Tabuthema behandelt hatte und Homosexuellen eine verstärkte Neigung zur Pädophilie nachsagte (Wikipedia).
Der Ausgangspunkt
Es gibt nur zwei Formen von Sexualzellen, nämlich
- Spermien, kleine männliche Zellen
- Ovarien, große weibliche Eizellen
Eine dritte Garmetenform, eine Mischung aus Spermien und Eizellen, die eine Funktion bei der Fortpflanzung hätte, wurde nie entdeckt.
Der ursprüngliche Genderbegriff aus der Biologie
Urprünglich stammt der Genderbegriff aus der Biologie – und nicht aus der Soziologie. Er steht für die Herausbildung männlicher und weiblicher Geschlechtstiere. Als Beispiel nimmt Kutschera den zwittrigen Blutegel, der in sich sowohl eine Vagina als auch einen Penis besitzt. Wenn zwei Blutegel kopulieren, dann sind ihre Genderrollen zunächst männlich. Nach der Kopulation agieren sie als Eier legende Weibchen. Gender steht also für:
- die Herausbildung männlicher und weiblicher Geschlechtstiere
- Genderrollen bei der Kopulation.
Eine undefinierte Neuprägung des Genderbegriffs durch John Money 1955
Leider wurde dieser klare biologische Genderbegriff 1955 durch John Money in seiner Doktorarbeit aus dem Zusammenhang gerissen. Er hat den Zwitterbegriff der Tiere auf Intersexbabys übertragen. Damit war der Irrtum geboren.
Denn Intersexmenschen sind keine echten Zwitter. Sie können nicht als Männchen und Weibchen zugleich agieren. Es kann lediglich die erwähnte Störung der Geschlechtsenwicklung (DSD) vorliegen, wenn die sekundären Geschlechtsorgane (Körperbehaarung, Stimmbruch etc.) nicht richtig herausgebildet wurden.
John Money prägte den Genderbegriff nun neu, ohne eine einzige biologische Definition vorzulegen. Er leitete den Begriff aus den Sprachwissenschaften ab und nannte das subjektive Gefühl, das persönliche Empfinden Gender – unabhängig vom Mann- und Frausein.
Eine Verwechslung
Genderideologen verwechseln primäre Geschlechtsorgane mit sekundären Geschlechtsorganen. Kein Mensch kann seine Hoden in Eierstöcke verwandeln und umgekehrt.
Bereits vorgeburtlich wird das Geschlecht festgelegt
Alle Menschen, auch die Männer, sind zunächst weiblich. Das Y-Chromosom, das den Menschen zum Mann macht, wird erst ab der 6. Schwangerschaftswoche aktiv. Und diese Umschaltung funktioniert bei weniger als 0,1% der Männer nicht. Das sind die echten XY-Transpersonen, die an einer echten Genderdysphorie leiden und in Gender-Identity-Kliniken behandelt werden.
Kutschera nennt zwei bekannte Beispiele: David Reimer und Lily Chen.
- David Reimer wurde als Säugling beschnitten, was komplett schief ging. Danach pflanzte man ihm eine künstliche Vagina ein und erzog ihn als Mädchen. Dennoch empfand sich Reimer immer als Junge und nahm sich später das Leben.
- Lily Chen kam als Junge zur Welt, empfand sich mit 12 Jahren aber als Frau und durchlief mit 16 Jahren die geschlechtliche Transition. Der Grund war hier offensichtlich, dass die Vermännlichung des primär weiblich angelegten Gehirns im Mutterleib aus irgendwelchen Gründen nicht optimal funktioniert hat.
Ganz anders ist die gegenwärtige Modeerscheinung
Kutschera nennt beim Namen, was Genderideologen nicht gerne hören wollen. Er spricht nicht von 0,4 Prozent wie Schärer, sondern von 0,1 Prozent Menschen mit Abweichung und will diese 0,1 Prozent auch in guten professionellen Händen von Gender-Identity-Kliniken wissen, die ihnen helfen können.
Alle übrigen jugendlichen Outcomers ordnet er in die Rubrik “wohlstandsverwahrloste Kinder” ein, die einen Kick brauchen, etwas Besonderes sein wollen – und dann leider dem Transgenderwahn erliegen. Ihnen müsse dringend durch Aufklärung geholfen werden.
Tatsächlich ist es ja so, dass es in der Pupertät eine kurze labile Phase gibt, in der der Mensch seine Gender-/Geschlechtsrolle finden muss. Das war schon immer so und wird auch so bleiben. Natur ist Natur – das wissen selbst gekaufte Wissenschaftler. Nicht umsonst benötigen sie die Waffe der Cancel Culture.
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Beitragsbild von Elena Tichonova 13. Dezember 2017 Open Science czEXILe-Präsentation im Hauptgebäude der Humboldt-Universität zu Berlin. Referentin: PhD Alena Andrlová (Karls-Universität Prag) unter der Lizenz https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0/deed.en,
Gleich am Tag der Absage des Vortrages wurde der Präsident der Universität im Deutschlandfunk interviewt. Mit größter rhetorischer Unsicherheit lavierte er um den Punkt der Wissenschaftlichkeit herum. In dem, was er nicht sagte, war klar herauszuhören, dass er dem Vortrag, der zuvor zur Probe schon gehalten wurde, inhaltlich klar zustimmt und hat die Absage nur mit Sicherheitsbedenken begründet. Das konnte der Redakteur natürlich nicht gelten lassen. Ich suche später den Link zum Interview heraus. Sehr spannend!
Hier der Link zum Interview des Deutschlandfunk.
https://www.deutschlandfunk.de/wirbel-um-vollbrecht-vortrag-interview-peter-frensch-praesident-humboldt-uni-dlf-662fc480-100.html
Jasper Barenberg im Gespräch mit Peter Frensch, Präsident der Humboldt-Universität.
Vielen Dank. Kutschera sagte in dem Interview sinngemäß auch, dass sei nur noch peinlich, was sich Deutschland hier leiste und quasi selbst die weisungsgebundenen „Arbeitstiere“ des universitären Mittelbaus mobben würden.
In den USA geschehe das nur mit Professoren und dort nur an den Colleges, nicht an den privaten Unis. Dort stelle sich die Hochschulleitung immer hinter ihre Professoren.