Von Albrecht Künstle
Stellvertretend für Europa (?) verhandelten die Außenminister Deutschlands, Frankreichs, Großbritanniens sowie die EU-Außenbeauftragte Katja Kallas mit dem iranischen Außenminister Abbas Araghtchi in Genf über – ja, was eigentlich? Nun, am Genfer See ist es schön; wer möchte nicht einmal dorthin – und das auf Staatskosten und im Regierungsflieger? Wie wir wissen, kam aber nichts dabei heraus. „Bloß die Bereitschaft zu ernsthaften Abstrichen an seinem Atomprogramm ließ der Iran nicht erkennen“, berichtete der Schweizer SFR und stellte fest: „Teheran ist nicht bereit zum Nachgeben“. Fast vier Stunden dauerten die hochrangigen Iran-Gespräche in Genf, doch es bleibt die Frage, worüber hier eigentlich verhandelt wurde: Wer stellte wem welche Fragen? Was antwortete die andere Seite darauf? Wir werden es wohl nie erfahren, wie so vieles nicht. Aber ein Versuch war es wert – auch wenn Europa nicht mehr ernstgenommen wird.
Worüber verhandelten die Außenminister mit dem Iran?
Die einzigen richtigen Frage an den Mullah-Vertreter wären gewesen (und sind es nach wie vor): Gibt der Iran verbindlich sein Ziel auf, Israel samt seiner Bewohner von der Landkarte zu bomben, und wird er auch keine weiteren Länder angreifen oder destabilisieren? Hätte Abbas Araghchi darauf wahrheitsgemäß mit Nein geantwortet und bekannt: „Es bleibt dabei!“, hätte die Europäer ihre Akten zusammenpacken und abreisen müssen. Hätte er hingegen gelogen und mit Ja geantwortet, dann wäre die naheliegende Anschlussfrage der europäischen Verhandler gewesen (und ist es weiterhin, wenn eine wirkliche Friedenslösung angestrebt wird): Warum verwendet der Iran das Uran nicht für Kernkraftwerke, sondern für Atombomben? Tatsächlich betreibt der Iran nur ein einziges Kernkraftwerk – als Alibi für sein Recht auf Uranbesitz.
Teheran stand kurz vor Fertigstellung der Bombe
Aber diese „Gretchenfrage“ wurde offenbar nicht gestellt. Hingegen hatte einst der Schah in seiner Neujahrsansprache vom 21. März 1974 erklärt: „Wir werden so rasch wie möglich die Atomenergie und alternative Energiequellen nutzen, um Öl für die Herstellung chemischer und petrochemischer Produkte zu reservieren. Wir sollten Öl, diese kostbare Substanz, nicht einfach als gewöhnlichen Brennstoff verwenden.“ Das war weitsichtig – und ernst gemeint, denn diese gute Absicht könnte man zu mindestens bei gutem Willen unterstellen. Eine solche Nutzung der Atomenergie war akzeptabel – anders als ihr heutiger Missbrauch durch die Mullahs für Angriffswaffen, die sich gegen Israel oder ein anderes Land richten.
Handeln jetzt war die beste Lebensversicherung Israels
Eine kurze Bestandsaufnahme zum iranischen Atomprogramm: Laut der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) verfügt der Iran über mehr als neun Tonnen angereichertes Uran. Seit 2019 wurden die Uranvorräte von fast Null auf 9.248 Kilogramm hochgefahren. Davon sind 5,5 Tonnen auf fünf Prozent angereichert, was für die friedliche Nutzung der Atomkraft völlig ausreichen würde. Aber 275 Kilogramm sind auf 20 Prozent angereichert und 409 Kilogramm auf bereits 60 Prozent. Der Anreicherungsgrad von weiteren 835 Kilogramm ist nicht bekannt (Quelle siehe hier). Die angereicherten Uranvorräte würden für viele Kernkraftwerke reichen; das Ziel der Mullahs war und ist aber offensichtlich die Anreicherung auf atomwaffenfähige 90 Prozent – und die wären in wenigen Tagen oder Wochen erreicht worden. Raketen zum Verschießen hat der Iran ja massenhaft, und Atomraketen brauchen nicht so zielgenau zu sein wie konventionelle Raketen.
Keine Rücksicht auf Jerusalem
Mit je einer solchen Rakete auf Tel Aviv, auf Nordisrael, Eilat und Jerusalem wäre es mit dem Judenstaat aus. Würde das für Muslime heilige Jerusalem verschont? Kaum. Für den schiitischen Islam ist die heiligste Stadt ohnehin Kerbela im Irak, nicht Jerusalem. Weitere heilige Stätten im schiitischen Islam sind die Al-Baqi ‚ im saudi-arabischen Medina, der Jannatul-Mualla-Friedhof im ebenfalls saudischen Mekka und die Sayyidah-Zaynab-Moschee im syrischen Damaskus. Es gibt auch den Bab-al-Saghir-Friedhof in Damaskus, den Imam-Reza-Schrein im iranischen Maschhad, die Al-Askari-Moschee im irakischen Samarra und und den Fatima-Masumeh-Schrein im iranischen Qom. Jerusalem würde daher wohl bedenkenlos geopfert – denn es spielt für Schiiten ebenso wenig eine Rolle wie übrigens auch im Koran.
Warum verbargen die Mullahs ihre todbringenden Waffenkomponenten tief unter der Erde? Bekanntlich konnten bis jetzt nur die USA mit ihren bunkerbrechenden 13-Tonnen-Oschis aus ihren drachenähnlichen B2-Bombern das Atomarsenal in 80 Meter Tiefe ausschalten. Die Ukraine zerstörte die Atombomber Russlands auf den Flugplätzen – wo sie im Rahmen der vertrauensbildenden Maßnahmen gemäß bilateraler Abkommen (START) auch hingehörten. Warum wurde der Iran nicht schon längst dafür verurteilt, dass er sein Atomarsenal fast unerreichbar tief aufstockt? Wer den gekonnten Angriff der Ukraine auf die Atombomber der Russen für gut hieß, kann schlecht den Schlag Israels und der USA auf die verborgene Atombewaffnung des Iran verurteilen.
Finaler Rettungsschuss
Doch auch Israel verfügt ziemlich gesichert über Atomwaffen. Was macht hier den Unterschied? Warum soll der Iran nicht ebenfalls über Atomraketen verfügen dürfen? Nun, der entscheidende Unterschied ist, dass Israel weder den Iran noch andere Länder vernichten will, sondern deren Existenzrecht anerkennt – was auch umgekehrt erwartet werden kann. Leider verweigert dies jedoch das Mullah-Regime bis heute; Israel mit all seinen Juden darin soll erklärtermaßen der Garaus gemacht werden. Es vergeht kein Freitagsgebet, mit dem nicht das Ende des Todfeindes skandiert wird – und das nicht nur in iranischen Moscheen, sondern auch seitens der Hilfstruppen in Gaza, Libanon und Jemen. Selbst in europäischen Moscheen wird unverhohlen Antisemitismus gepredigt.
Stand es den Israelis, wie geschehen, zu, ihren seitens der Mullahs angedrohten Tod militärisch abzuwehren? Darf sich ein mordbedrohter Polizist oder eine Zivilperson erst dann vor einem mit einer Pistole angreifenden Gegner wehren, wenn die Kugel bereits unterwegs ist? Oder muss er nicht – Stichwort „finaler Rettungsschuss“ – dem Angreifer die Pistole aus der Hand schießen, was ein großes Können verlangt? Darf er den Angreifer nicht unschädlich machen, bevor dieser abdrücken kann? Dies muss jeder für sich entscheiden; Israel jedenfalls hat sich mithilfe der USA zum Präventivschlag entschieden und diesen mit geradezu chirurgischer Präzision durchgeführt, dem Gegner also die Pistole quasi aus der Hand geschossen. Möge der den ersten Stein werfen, der hier wirklich seinen eigenen Freitod hingenommen hätte.
Die Perser sind ein großes und stolzes Volk
Entgegen seiner ursprünglichen Erklärung, sich von der Rolle der USA als Weltpolizisten zurückziehen zu wollen, schlug Trump nun doch zu. Gut so! Was trieb ihn dabei an? Vielleicht waren es Israel-Unterstützer und Juden in seinem Umfeld, die ihn drängten, einzugreifen und keinen neuen Völkermord mehr wie im Hitlerdeutschland zuzulassen. Denn „Nie wieder“ könnte tatsächlich jetzt gewesen sein und der 10-Millionen-Bevölkerung Israels hätte die Vernichtung gedroht. Auf die zwei Millionen Araber in Israel hätten die Judenhasser des Iran garantiert keine Rücksicht genommen.
Für den Iran geht es irgendwann weiter – nach der Ära der „schiitischen Revolution“ von 1979, zu deren 40. Jahrestag Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier den Mullahs am 1. Februar 2019 von Herzen gratulierte. Die Perser waren und sind ein großes und stolzes Kulturvolk mit jahrtausendlanger Geschichte; auch heute noch blicken die Iraner verächtlich auf die mehrheitlich sunnitischen arabischen Nachbarländer herab. Mit einem freien Iran wäre durchaus wieder ein „Staat zu machen“ – wenn er sich endlich seiner islamistischen Tyrannen entledigen würde. Diese haben genug Menschen abgeschlachtet, wie allein ein Blick auf die Hinrichtungen im Iran beweist: Alleine fast 1.000 Exekutionen (plus Dunkelziffer) waren es vergangenes Jahr.
Irans Zukunft beginnt nach den Mullahs
Auf der Guthabenseite des Iran steht sein beachtliches Bildungsniveau, das große Zukunftschancen bietet. Vor der islamischen Revolution war Persien unter dem Schah ein Schwellenland mit großem industriellem Potenzial. Dass Ruhollah Khomeini von Paris aus, unter den verzückten Augen der europäischen Salonlinken, seine (von vielen im Westen als vermeintliche „Befreiung“ von der verhassten Schah-Herrschaft gefeierte) Revolution erfolgreich durchführen konnte, hatte auch damit zu tun, dass der Schah dem Westen gegenüber allzu selbstsicher und uneinsichtig aufgetreten war. Deshalb wurde er vom Westen fallen gelassen, 26 Jahre, nachdem Mohammed Mossadegh 1953 von den USA und Briten in der gemeinsamen „Operation AJAX“ gestürzt worden war.
Immerhin Potenzial erkennbar
Den Iranern traue ich zu, aus ihrem Land irgendwann wieder etwas zu machen und ein würdiges Mitglied der Völkergemeinschaft zu werden. Aktuelle heutige Entwicklungen lassen sogar auf einen Sturz des Regimes hoffen, doch selbst wenn es noch dauern sollte: Dass ein Großteil der iranischen Bevölkerung die Mullahs verachtet und mit Israel – wie auch schon zu Schah-Zeiten – freundschaftliche Beziehungen anstrebt, lässt hoffen. Die Zukunft des Iran beginnt jedenfalls erst nach Überwindung des schiitischen Fundamentalismus der Mullahs.
Beitragsbild / Symbolbild und Bild oben: Bordovski Yauheni; Bild darunter: Zafer Kurt / beide Shutterstock.com
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