Von Dario Herzog
War Hitler ein Kommunist? Sicherlich nicht – und Alice Weidel hat damit im kürzlich stattgefundenen Gespräch mit Elon Musk leider was eindeutig Falsches behauptet. Dass Hitler ein Kommunist war, hat vor ihr nämlich noch nie jemand ernsthaft in eine Diskussion eingebracht. Vielleicht verwechselte sie „Kommunist“ mit „Kollektivist“? Aber das ist natürlich reine Spekulation. Verständlicherweise haben sich alle Gegner der AfD und speziell von Alice Weidel auf diese Falschbehauptung gestürzt, verbunden mit der üblichen Arroganz, ihr – und damit der AfD – einen Fehler, neudeutsch Fake-News, nachweisen zu können.
Nationalsozialismus rechts oder links?
Und auch die Frage, ob der historische Nationalsozialismus überhaupt eine Form des Sozialismus war oder nicht, wurde in den Politikredaktionen der Republik hoch und runter diskutiert. Politisch rechtsstehende Zeitgenossen weigern sich strikt, den Nationalsozialismus als „rechts“ einzuordnen, linkstehende Zeitgenossen weigern sich genauso beharrlich, den historischen Nationalsozialismus als „links“ zu lesen. Da wird beispielsweise der konservative und längst verstorbene Sebastian Haffner bemüht, der Adolf Hitler links verortete. Dagegen protestieren Linke, die mit Adolf Hitler nicht in einen Topf geworfen werden wollen. Dass es komplexer ist, zeigt indes der bekannte libertäre Doppeldoktor Rainer Zitelmann, der eine weithin akzeptierte und regelmäßig in neuen Auflagen erscheinende Hitler-Biographie verfasste. Dieser kommt zum – verkürzten, aber nachvollziehbaren – Schluß, dass Hitler sich eben weder als klassisch „rechts“ noch klassisch „links“ verstand.
Packte WELT-Redakteur die Gelegenheit beim Schopfe?
Aber nicht nur Zitelmann hat über Adolf Hitler geschrieben, auch der Publizist Werner Bräuninger hat zu Hitler und dessen Umfeld sowie seinen Gegnern und Rivalen gleich mehrere Sachbücher verfasst. Auch ihn kann man als Fachmann in Sachen „Adolf Hitler“ bezeichnen. Kein Wunder also, dass er nun einen WELT-Redakteur kritisiert, der das gesamte Thema rund um Alice Weidels Falschbehauptung vielleicht dazu nutzen wollte, die Biographie von Adolf Hitler in der Öffentlichkeit noch kritischer erscheinen zu lassen. Wenngleich die WELT immer wieder mit Artikeln glänzt, die aus dem stets gleichklingenden Einheitsbrei der Massenmedien herausragen, gehört die WELT zum Springerkonzern. Und da ist die Blattlinie in der Regel eindeutig. Das gilt auch für Sven Felix Kellerhoff, immerhin der „Leitende Redakteur Geschichte“ der WELT. In der Ausgabe vom 10. Januar verantwortete er einen Beitrag mit dem Titel „Was Alice Weidel über Hitler sagt – und was stimmt“. Natürlich wird die Gelegenheit genutzt, Alice Weidels Geschichtsverständnis zu kritisieren. Was Kellerhof vergisst: Wer im Glashaus sitzt, begibt sich bekanntlich in gewisse Gefahren.
Fake-News der WELT?
Im erwähnten Beitrag hieß es „Im Ersten Weltkrieg, den Hitler selbst weitgehend in der Etappe verbrachte, den aber viele seiner späteren Anhänger an der Front durchlitten…“. Aha, der größte Verbrecher der Weltgeschichte, so das übliche Narrativ, hat also feige die Zeit in der Etappe verbracht, wie man als unkundiger Leser vermuten muss, während Hitlers Kameraden im Ersten Weltkrieg einen zumeist fürchterlichen Tod fanden? Stimmt das denn? Nein, stellt NS-Experte Werner Bräuninger fest. In einer Stellungnahme zum Kellerhof-Artikel, die unserer Redaktion zur Kenntnis gelangte, schreibt er der WELT und damit Kellerhof:
„Was, Herr Kellerhoff, wollen Sie den Lesern damit sagen? Dass der Gefreite Hitler es sich viereinhalb Jahre in irgendeinem befestigten Haus weit hinter der Front bequem gemacht hat, niemals auch nur einen Schuss pfeifen hörte und es sich dort hat wohlgehen lassen? Denn genau dies suggerieren Sie mit Ihrem Bild.“
Und stellt indes den Vorwurf richtig:
„Unmittelbar nach der deutschen Mobilmachung meldete sich der Österreicher Adolf Hitler Anfang August freiwillig zum deutschen Heer (hätte er nicht gemusst!) und wird nach einer kurzen militärischen Ausbildung an die Westfront geworfen. Recht früh setzte man ihn dann als Gefechtsmeldegänger im Regimentsstab ein, weshalb er sich nicht mehr so häufig im Schützengraben befand. Meldegänge waren aber dennoch eine äußerst gefährliche Aufgabe. Die Soldaten mussten Befehle des Regimentsstabes an die Bataillonsstäbe und Kompanien weitergeben, nicht selten per Fahrrad und oft begleitet von heftigstem feindlichem Feuer. Nur auf die Zuverlässigsten wurde daher zurückgegriffen. Für die alliierten Scharfschützen stellten sie ein hervorragendes Ziel dar, weshalb sie wie die Hasen abgeschossen werden konnten; die Verlustquote war äußerst hoch. Hitlers Vorgesetzte bemerkten schnell den Willen zur Pflichterfüllung und Tapferkeit, die dieser Soldat an den Tag legte. Er meldete sich oft freiwillig anstelle von Familienvätern, wenn eine ganz besonders gefährliche Situation gemeistert werden musste. Bei seinen Kameraden galt er zwar als Sonderling, war aber deshalb unter ihnen anerkannt.“
Und ergänzt faktenreich:
„Im Oktober 1916 wurde Hitler bei Le Barqué an der Somme am Oberschenkel verwundet, nachdem eine englische Granate in ungünstigem Winkel durch einen Gang in den Unterstand geflogen war. In einem Lazarett in Beelitz bei Potsdam kurierte Hitler seine Verwundung aus. Im März 1917 kam er bereits wieder an die Front zurück. Nachdem er im Mai 1918 bereits ein Regimentsdiplom für hervorragende Tapferkeit und das Verwundetenabzeichen in Schwarz bekam, erhielt er im August schließlich das Eiserne Kreuz erster Klasse für seine Teilnahme an insgesamt 87 Schlachten des Ersten Weltkrieges, so den Kämpfen bei Wytschaete, Becelaere und an der Yser, bei Ypern, Arras, an der Somme, bei Soissons, Artois und Reims und den zahlreichen Stellungskämpfen in Flandern – für ununterbrochene Leistungen und stets erwiesene Tapferkeit. Schon lange stand er auf der Liste und nur durch Zufälle wurde die Verleihung immer wieder verschoben. Lassen Sie sich gesagt sein, Herr Kellerhoff, daß ein einfacher Frontsoldat das EK I. nicht ohne Weiteres „aus dem Kochgeschirr“ bekam, schon gar nicht wenn er in der Etappe hockte! Die Verleihung an Mannschaftsdienstgrade war ohnehin sehr selten.“
Nun stellt sich die Frage, wie dem „Leitenden Redakteur Geschichte“ der WELT so ein Fehler passieren kann? Kann man da nicht auch von Fake-News sprechen? Und ist der Kellerhof-Artikel nicht ausdrücklich dazu genutzt worden, um Fake-News bei Alice Weidel festzustellen? Blöd nur, wenn man dabei ertappt wird, selbst Fake-News zu verbreiten. Aber so sind sie, die selbsternannten Leitmedien…
Beitragsbild / Symbolbild und Bild oben: Beekeepx / Shutterstock.com; Screenshot Mitte: Aus dem erwähnten WELT-Artikel
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