Von Achim Baumann
Wochenlang hat man nichts gehört. Die Bundesregierung hatte offenbar kein Interesse daran, die Täter des Anschlags auf die Pipeline Nord Stream 2 in Erfahrung zu bringen. Dabei wurde von der Mainstreampresse sogleich völlig unlogisch darüber sinniert, ob Russland dafür verantwortlich sein könnte. Aber wieso sollte Rußland die Pipeline, mit der man – zu sanktionsfreien Zeiten – erhebliche Gewinne machen konnte, zerstören?
Waren es doch die US-Amerikaner?
Der US-amerikanische Investigativjournalist und Träger des renommierten Pulitzer-Preises, Seymour Hersh, also nicht gerade das, was man unter einem Putin ergebenen und verschwörungsschwurbelnden alternativen und „umstrittenen“ Journalisten versteht, hat einen geradezu explosiven Artikel über den Anschlag auf Nord Stream 1 und 2 veröffentlicht. Bezugnehmend auf eine involvierte Person beschreibt Hersh detailliert Planung und Durchführung des Anschlags, dessen Urheber die US-Regierung unter Präsident Biden sei. Einige Medien melden, Biden selbst habe sein Okay dazu gegeben. Ausführender Geheimdienst soll der CIA gewesen sein.
So verlief die Sprengung wahrscheinlich
Durchgeführt worden sei der Anschlag im Zuge einer jährlich stattfindenden NATO-Übung in der Ostsee durch norwegische Taucher. In US-amerikanischen Medien heißt es sehr ausführlich: „Am 26. September 2022 unternahm ein P8-Überwachungsflugzeug der norwegischen Marine einen scheinbar routinemäßigen Flug und ließ eine Sonarboje fallen. Das Signal breitete sich unter Wasser aus, zunächst auf Nord Stream 2 und dann weiter auf Nord Stream 1. Wenige Stunden später wurden die Hochleistungssprengstoffe C4 in der Boje gezündet und drei der vier Pipelines außer Betrieb gesetzt. Innerhalb weniger Minuten konnte man sehen, wie sich Methangaspfützen, die in den verschlossenen Pipelines verblieben waren, auf der Wasseroberfläche ausbreiteten, und die Welt erfuhr, dass etwas Unumkehrbares geschehen war.“ Der von verschiedenen privaten Luftverkehrsorganisationen aufgezeichnete Flug stützt die These des Pulitzer-Preis-Journalisten.
Nicht völlig überraschend
Allerdings wurde schon länger hinter vorgehaltener Hand darüber diskutiert, ob die Vereinigten Staaten hinter dem Terroranschlag stecken könnten. Die räumlichen Gegebenheiten, die nötige Ausrüstung und das Know-how für die Aktion konnte nur ein Staat bereitstellen. Das leugnete nicht einmal die Mainstreampresse – aber eben nicht ohne Rußland indirekt oder mitunter sogar ziemlich direkt zu verdächtigen.
USA streiten ab
Wie die WELT berichtet, streiten die Vereinigten Staaten den Vorwurf vehement ab: „Das ist völlig falsch und eine vollkommene Erfindung“, erklärte die Sprecherin des Nationalen Sicherheitsrates der USA, Adrienne Watson, am Mittwoch, so die dem Springerkonzern zugehörige Zeitung. Ein Sprecher des Auslandsgeheimdienstes CIA erklärte gegenüber der Nachrichtenagentur AFP zudem: „Diese Behauptung ist völlig und vollkommen falsch.“ Und auch das norwegische Außenministerium erklärte mittlerweile, dass der Bericht falsch sei. Aber nichts anderes kann man nun von den USA erwarten. Es wäre peinlich, wenn es offiziell bestätigt wäre, sie seien ein kriegstreibender Aggressor und betrieben Staatsterrorismus. Dabei sagte das Verhalten der Bundesregierung schon einiges aus. Nahezu jeder souveräne Staat würde sich politische Einmischungen mittels Terroranschlägen verbitten – es sei denn, es handelt sich um ein sehr mächtiges Land, von dem man abhängig ist. Wer kommt da im Hinblick auf die Bundesrepublik nicht unweigerlich auf die USA?
Verhalten eines Vasallenstaates
„Bisher hat der Generalbundesanwalt lediglich eine Beteiligung Russlands als ‚derzeit nicht belegbar‘ eingestuft. Die Involvierung der US-Regierung war aufgrund der zahlreichen Indizien, der Aussage von Präsident Biden während des Besuchs von Kanzler Scholz in Washington und der Tatsache, dass die USA der größte Profiteur des Anschlags sind, bereits naheliegend und erhält durch diesen Artikel neue Nahrung. Nachdem jetzt der angebliche Verlauf veröffentlicht und die Verantwortlichen benannt wurden, wird vor allem die Reaktion der Bundesregierung mit Spannung zu erwarten sein. Kanzler Scholz ist nun gefordert, die Glaubwürdigkeit der Behauptungen von Hersh zu prüfen und entsprechende Konsequenzen zu ziehen, wenn sich diese als richtig herausstellen sollten, da es sich um einen kriegerischen Akt zweier Partnerstaaten handeln würde. Ein an Merkel angelehntes ‚unter Freunden macht man das nicht‘ wäre ein Schlag ins Gesicht für Millionen von Deutsche, die die Auswirkungen dieses Anschlags in ihrem Geldbeutel massiv zu spüren bekommen“, befindet dazu völlig zurecht Bernhard Zimniok, außenpolitischer Sprecher der AfD-Delegation im EU-Parlament. Aber man kann wirklich gespannt sein, wie die Bundesregierung die Angelegenheit weiterhin verlegen umgehen wird wollen.
Neue Erkenntnisse über Flugzeugabsturz MH 17?
Nun ist den Mainstreammedien Rußland als Täter und Putin als oberster russischer Staatsterrorist abhanden gekommen, oder? Keineswegs! Als ob die Einheitspresse den Seymour-Hersh-Artikel kommen gesehen hätte, tauchten seit gestern angebliche Beweise dafür auf, dass Putin den Abschuss des Passagierflugzeuges MH 17 im Juli 2014 persönlich befohlen habe. Wir erinnern uns: 2014 wurde über der Ukraine ein Passagierflugzeug abgeschossen, 298 Todesopfer waren zu verzeichnen. Der Abschuss erfolgte wenige Monate nach der sogenannten Krim-Annexion im März 2014. Über die Täter wurde in alle Richtungen spekuliert. Nun wollen „Internationale Ermittler“ herausgefunden haben, dass Putin höchstselbst verantwortlich sei. Telefonabhörungen sollen dies beweisen.
Das Ziel ist klar: Putin ist und bleibt böse
Es ist schon verwunderlich, dass die Medien urplötzlich über die angebliche Rolle Putins beim Absturz von MH 17 vor neun Jahren berichten – genau zu dem Zeitpunkt als wahrscheinlich wird, dass Rußland eben nicht für die Sprengung der Piperline Nord Stream 2 verantwortlich ist. Offenbar muss das Narrativ vom russischen Staatsterroristen weiter bedient werden.
Beitragsbild /Symbolbild: 3DStach / Shutterstock.com
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