Wir gratulieren dem Bundesland Baden-Württemberg zum heutigen Geburtstag. Am 25. April 1952 wurde Reinhold Maier (DVP) zum ersten Ministerpräsidenten des neu geschaffenen Bundeslandes Baden-Württemberg gewählt. In seiner Rede sagte er damals:

 „Meine sehr verehrten Abgeordneten! Gemäß Paragraph 14 Absatz 4 wird hiermit der Zeitpunkt der Bildung der vorläufigen Regierung auf den gegenwärtigen Augenblick, nämlich auf Freitag 25. April 1952, 12 Uhr und 30 Minuten, festgestellt. Mit dieser Erklärung sind […] die Länder Baden, Württemberg-Baden und Württemberg-Hohenzollern zu einem Bundesland vereinigt. […] Gott schütze das neue Bundesland.“ (So heißt es auf baden-wuerttemberg.de)

Wie würde es dem ersten baden-württembergischen Ministerpräsidenten heute gehen

… wenn er die von der Landesregierung hochgelobten gelb-schwarzen Werbeplakate seines Bundeslandes zu Gesicht bekäme? Die Badische Zeitung schwärmt jedenfalls auf ihrer Webseite:

„Und heute? Wird das Bindestrichland selbstbewusst als „The Länd“ beworben“,

THE LÄND ist also Kretschmanns neuer Name für Baden-Württemberg; womöglich scheint der Ministerpräsident im baldigen Rentenalter von einigen schlaflosen Nächten geplagt worden zu sein. Arme Nicht-Muttersprachler könnten sich an dem langen Wort „Baden-Württemberg“ eventuell die Zunge brechen. Als treu sorgender Landesvater kümmert er sich natürlich um seine Bürger.

Was Muttersprachler denken

Aber hat er sich auch darum gesorgt, wie der neue Werbeslogan bei den Muttersprachlern Anklang findet?

  1. Junge Muttersprachler/innen, Schüler, Studenten oder Personen im besten arbeitsfähigen Alter, die das Englisch gut beherrschen, versinken vor Scham in den Boden. Weder Fisch noch Fleisch ist diese Wortkombination einfach nur peinlich. S’Ländle hätte so mancher Muttersprachler vielleicht noch gelten lassen – aber so was!
  2. Die seit dem Reaktorunfall in Fukushima grün wählende Rentneraltersgruppe könnte diese Dialektanbiederung aus Geschmacksgründen vielleicht noch mögen. Vielleicht… Wenn die Rentner allerdings von den 21 Millionen Euro hören, die THE LÄND den Steuerzahler gekostet hat, vielleicht denken sie dann an ihre knapper werdende Rente und geraten schlimmstenfalls ins Grübeln. Das ist der Seele aber so gar nicht zuträglich, müsste der psychologisch versierte Landesvater eigentlich wissen.

Mit Bescheidenheit kommt man in der Welt nicht weiter…

Herr Kretschmann grübelt selbst nicht lange rum und gibt die Kohle aus – er scheint diese Gemeinwesen-Kohle so wenig zu mögen wie den grünen Erzfeind Steinkohle und Braunkohle. Also mal schnell weg mit der Kohle, wenn man sie hat. Der Ministerpräsident hat ja Zugriff auf genug davon. Dass dieses Geld nicht sein privates ist – ein kleiner Schönheitsfehler – den man dem Landesherrn an dieser Stelle einmal unbescheiden nachsehen möge…

„Mit Bescheidenheit kommt man in der Welt nicht weiter, also man darf das, was man gut kann, nicht verstecken. Es ist eigentlich der Grund, dass wir selbstbewusster auftreten müssen.“

So kommentierte Winfried Kretschmann seine Werbekampagne THE LÄND am 29. Oktober 2021, wie man auf regio-tv.de nachlesen kann.

Bescheiden im Fremdgeld-Ausgeben ist der grüne Ministerpräsident sicher nicht, auch wenn ihn scheinbar vernünftige Gründe zu dieser Kampagne bewogen hätten: Kretschmann will dem Fachkräftemangel mit dieser Kampagne entgegenwirken und ausländische Fachkräfte anwerben. Baden-Württemberg zu lang und sperrig? Dass Ausländer mit dieser sonderbaren Sprachkombination und besonders dem Buchstaben „ä“ Schwierigkeiten haben könnten (nq-online.de berichtete), das ist den THE-LÄND-Erfindern offensichtlich nicht aufgefallen. Kann ja auch mal passieren – bei so bescheidenen 21 Millionen Euro.

Verflixt und zugenäht…

Die lieben Fachkräfte, die man doch als qualifizierte Fachkräfte bräuchte, müsste man ja auch in Baden-Württemberg unbescheiden günstig studieren lassen, damit die fleißigen Auslandsstudenten Gefallen am Ländle finden und gerne bleiben. Müsste… Wenn denn da nicht die verflixten Studiengebühren für Nicht-EU-Ausländer wären, Studiengebühren, die Kretschmanns Regierung gänzlich unbescheiden ab dem Wintersemester 2017/2018 erhoben hat – tagesschau.de berichtete. Die Studiengebühren in dieser Form sind einzigartig in Deutschland und nur in Baden-Württemberg zu haben – so einzigartig wie die Werbeoffensive THE LÄND.

Wo bleibt den nun die Großspende?

Oder haben wir da etwas übersehen? Ah ja, leider war für THE LÄND kein Großspender auffindbar wie noch 2016 für den Wahlkampf der GRÜNEN. Damals half Joachim Wermuth mit 300.000 Euro überaus unbescheiden den GRÜNEN aus ihrem biotopischen Sumpfloch heraus in höhere gut bezahlte Amtssphären hinein (taz.de berichtete). Kenner vermuteten sogar, dass Kretschmann damals beim Thema „Windkraft“ bestochen worden ist. Die Dauerforderung der GRÜNEN nach rücksichtslosem Zubau der Landschaft mit Windenergieanlagen hat doch so sein Geschmäckle, würde man im THE E-LÄND Baden-Württemberg sagen. Womöglich schuldet der Ministerpräsident dem Geldspender einen Gefallen und muss die erhaltenen Spenden auf solche Weise „rückzahlen“…

Na so ganz ohne Großspender schaut der Steuerzahler ä bissl dumm aus der Wäsche. Vielleicht denkt sich dann manch waschechter Baden-Württemberger:

„Please end THE LÄND. 70 Jahre Baden-Württemberg sind ein echtes Jubiläum und ausgiebig zu feiern. Doch unbedingt in der originalen badischen und schwäbischen Mundart. Ohne verhunzenden Anglizismus. Auch in THE LÄND liegt das Original im Trend. Da bleiben wir auch mal ganz unbescheiden!“

 

m_

Bild: mb

 

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