Am 5. Juli 1932 wird António de Oliveira Salazar in Portugal zum Ministerpräsidenten berufen. Er ist bereits seit 1928 der eigentliche Machthaber im Lande und verkündete den Estado Novo, den „Neuen Staat“, eine konservativ-autoritäre Staatsstruktur.
Salazar lehrte als Professor für Nationalökonomie bzw. Volkswirtschaftslehre an der Universität Coimbra. 1928 wurde er von Präsident António Oscar de Fragoso Carmona, der die erste portugiesische Republik durch eine Militärdiktatur ersetzt hatte, als Finanzminister in die Regierung geholt. Salazar machte vollständige Handlungsfreiheit über die Staatsfinanzen zur Bedingung für seinen Regierungseintritt. Die Militärregierung unter General Oscar Carmona gab Salazar die geforderten Vollmachten. Bereits seit 1928 war Salazar der eigentliche Machthaber in Portugal – die Berufung zum Ministerpräsidenten finalisierte diese Tatsache lediglich.
Seine Hauptunterstützung erhielt Salazar von den Gruppen der Gesellschaft, die der Republik ablehnend gegenüberstanden, aber auch von der Militärregierung enttäuscht waren. Für Militär, Kirche, Monarchisten, obere Mittelschicht und Aristokratie war Salazar die bessere Wahl im Vergleich zu den vorhergegangenen Militär-Juntas.
Während des Zweiten Weltkrieges steuerte Salazar Portugal auf einem Mittelweg. Er unterstützte in großem Umfang die spanischen Nationalisten durch materielle und logistische Hilfe während des Bürgerkriegs und duldete die Rekrutierung zahlreicher portugiesischer freiwilliger Kämpfer, stellte sich jedoch, ähnlich wie Franco, nie auf die Seite Deutschlands.
1968 erlitt Salazar eine Hirnblutung. Präsident Américo Tomás nahm an, daß der 79-Jährige nicht mehr lange leben würde, und ernannte Marcelo Caetano zum 27. September 1968 zu dessen Nachfolger.
Obwohl seine Regierung und Staatsführung autoritär geprägt war, war Salazar bei großen Teilen der portugiesischen Bevölkerung auch Jahrzehnte nach seinem Tod noch populär. Gründe dafür waren seine Unbestechlichkeit, seine materiell bescheidene Amtsführung und sein unprätentiöses Auftreten. Er zahlte selbst Dienstreisen von seinem eigenen Geld, um den Staatshaushalt nicht zu belasten. Die Geschichte des Salazar-Regimes wurde nach seinem Tod in Portugal kaum aufgearbeitet.
Jan Ackermeier
Bild: Wikipedia António de Oliveira Salazar (1940)

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