Von Jan Ackermeier

Am 30. September 1954 wurde in Groton, Connecticut, ein neues Kapitel Technikgeschichte aufgeschlagen: Die USS Nautilus (SSN-571) lief offiziell in den Dienst der US Navy ein. Sie war das erste U-Boot der Welt, das nicht mehr von Diesel- oder Batteriekraft abhängig war, sondern von einem neuartigen Atomreaktor angetrieben wurde. Damit begann eine Ära, die das Gesicht der Seefahrt und der globalen Strategie des Kalten Krieges dauerhaft veränderte. Bis dahin war die Reichweite von U-Booten durch ihre Energieversorgung stark begrenzt. Regelmäßig mussten sie auftauchen oder zumindest schnorcheln, um ihre Batterien zu laden.

Die Nautilus sprengte diese Grenzen
Ihr Kernreaktor ermöglichte es, wochenlang unter Wasser zu bleiben und eine Geschwindigkeit zu erreichen, die für damalige U-Boote beispiellos war. In den ersten offiziellen Meldungen nach Probefahrten hieß es schlicht: „Underway on nuclear power“ – ein nüchterner Satz, der dennoch den Beginn einer Revolution markierte. Für die Militärstrategie der USA war die Indienststellung der Nautilus von unschätzbarem Wert. Im Schatten der atomaren Aufrüstung bedeutete auch die Möglichkeit, nuklear bestückte U-Boote nahezu unsichtbar und unbegrenzt manövrierfähig einzusetzen, einen völlig neuen Machtfaktor. Die Ozeane wurden zum unsichtbaren Schlachtfeld, und die Nautilus wurde zur Blaupause für eine ganze Generation nuklearer U-Boote.

Doch die Nautilus schrieb nicht nur militärische Geschichte
1958 durchquerte sie als erstes Unterseeboot den Nordpol unter dem arktischen Eis – eine spektakuläre Fahrt, die weltweit Aufsehen erregte und zugleich die technische Überlegenheit der USA demonstrierte. Heute liegt sie als Museumsschiff in Groton, wo Besucher die engen Gänge erkunden und ein Stück Geschichte hautnah erleben können.

Beitragsbild / Symbolbild: Die Nautilus wird 1958 nach ihrer Nordpol-Unterquerung in New York empfangen. Urheber unbekannt.

Abonnieren Sie auch unseren Telegram-Channel unter: https://t.me/Freiburger74Standard

Treten Sie dem Freiburger Standard bei

Wir senden keinen Spam! Erfahren Sie mehr in unserer Datenschutzerklärung.