Von Jan Ackermeier
Am 20. März 687 wurde in der Nähe des kleinen Dorfes Tertry in Nordfrankreich eine Schlacht geschlagen, die den Grundstein für eine neue Herrscherdynastie legte. Hier trafen sich die Truppen von Pippin dem Mittleren, dem Hausmeier von Austrasien, und Berchar, dem Hausmeier von Neustrien, um die Vorherrschaft im Frankenreich zu entscheiden. Das Frankenreich war zu dieser Zeit in mehrere Teilreiche gespalten: Austrasien, das östliche Gebiet, und Neustrien, der westliche Teil. Die Könige aus dem Geschlecht der Merowinger waren bereits geschwächt – die wahren Herrscher waren ihre Hausmeier, hochrangige Verwalter, die die Regierungsgeschäfte führten.

Pippin der Mittlere, ein ehrgeiziger Anführer aus Austrasien, hatte sich bereits durch geschickte Bündnisse viel Macht gesichert. Doch Berchar, sein neustrischer Rivale, wollte sich nicht beugen. Die Entscheidung fiel schließlich in der Schlacht von Tertry. Pippins Truppen schlugen die Neustrer vernichtend. König Theuderich III., der nominelle Herrscher von Neustrien, geriet unter Pippins Kontrolle, und Berchar wurde wenig später ermordet. Damit hatte Pippin nicht nur Austrasien und Neustrien unter seiner Führung vereint, sondern auch die Grundlage für den Aufstieg seiner Familie gelegt.
Ein Sieg mit weitreichenden Folgen
In den kommenden Jahrzehnten wuchs der Einfluss der Karolinger weiter, bis schließlich Pippins Nachkommen – allen voran sein Urenkel Karl der Große – die Merowinger völlig verdrängten und ein neues Kaisertum errichteten. Obwohl die Schlacht heute wenig bekannt ist, markierte sie einen entscheidenden Wendepunkt in der Geschichte Europas. Sie bereitete den Boden für das Karolingerreich, aus dem später das Heilige Römische Reich hervorging. Ohne diesen Sieg wäre Karl der Große vielleicht nie Kaiser geworden – und Europa hätte eine ganz andere Entwicklung genommen.
Beitragsbild / Symbolbild: „Die Schlacht von Tertry“; Radierung von Jean Michel dem Jüngeren (1741-1814). Urheber unbekannt.
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