Von Jan Ackermeier
Am 20. Jänner 1663 beginnt in Regensburg zur Beratung der Bedrohung durch das Osmanische Reich ein Reichstag, aus dem der Immerwährende Reichstag hervorgehen wird. Von 1663 bis 1806 tagte diese dauerhafte Versammlung der Reichsstände im Heiligen Römischen Reich. Der Reichstag tagte im Reichssaal und in weiteren Sälen des Alten Rathauses in Regensburg. Die Säle sind im ursprünglichen Zustand erhalten und auch im Rahmen von Führungen zugänglich. Während der Reichstag in den Jahren zuvor in unregelmäßigen Abständen in verschiedenen Städten getagt hatte, fand er ab 1594 nur noch in Regensburg statt. Nach der 1663 beginnenden Sitzung wurde die Versammlung nicht mehr aufgelöst und daraufhin als Immerwährender Reichstag bezeichnet. Die letzte Tagung des Immerwährenden Reichstags begann im März 1803. Verhandelt und angenommen wurde der sogenannte Reichsdeputationshauptschluß, in dem die Neuordnung des Reiches vereinbart wurde. 1806 erfolgte dann die endgültige Auflösung des Reiches.
Nicht für immer angelegt
Der Reichstag von 1663 war vorab nicht als „immerwährend“ geplant worden. Die Reichsstände kamen am 20. Jänner 1663 zusammen, um über die Gefahr, die durch die Türken an der östlichen Reichsgrenze entstanden war, zu beraten. Kaiser Leopold I. benötigte für die Verteidigung Geld. Daneben wurde der schon länger schwelende Streit zwischen der Kurie der Reichsfürsten und der Kurfürsten thematisiert. Daneben sollte der Reichstag auch liegengebliebene Probleme des Dreißigjährigen Krieges beraten, die im sogenannten „Jüngsten Reichsabschied“ des vorhergehenden Reichstages von 1653 nicht vollständig gelöst worden waren.
Daraus erwuchs nun eine Permanenz des laufenden Reichstages
Im dritten Jahr des Reichstages drängte der Kaiser die Stände zu größerer Eile. Im fünften Jahr drängten die Stände den Kaiser, einen Schlußtermin zu benennen. Als dann der vorgeschlagene Schlußtermin im sechsten Jahr nahte, entschloss man sich, den Termin erneut aufzuschieben, um nicht zu der ganzen Nation Schimpf und Schande auseinanderzugehen. Letztendlich fand man sich damit ab, dass man noch länger zusammensitzen und tagen wollte. Als dann in den 1670er Jahren die Verteidigung der westlichen Reichsgrenze gegen Frankreich auf die Tagesordnung kam, war die Versammlung schon zu einer immerwährenden Versammlung geworden, auch wenn man noch auf einen reputierlichen Reichsabschied hoffte. Da es keine förmliche Beendigung des Reichstages gab, wurden Beschlüsse auch nicht mehr als Reichsabschiede gefaßt, sondern in Form von Reichsschlüssen verabschiedet.
Komitialgesandte vertraten Landesherren
Beachtenswert ist, dass seit der Umwandlung des Reichstags in den Immerwährenden Reichstag die regierenden Landesherren kaum noch selbst vor Ort anwesend waren, sondern sich durch sogenannte Komitialgesandte vertreten ließen, die in Regensburg häufig mit Familien seßhaft wurden. Damit handelte es sich also um einen Gesandtenkongreß. Der Kaiser selbst wurde ebenfalls durch kaiserliche Prinzipalkommissare vertreten, die ab 1748 durchgehend der Familie Thurn und Taxis angehörten.
Beitragsbild / Symbolbild: Der Reichssaal im Alten Rathaus in Regensburg mit dem Kaiserthron im Jahr 2016. Urheber unbekannt.
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