Von Jan Ackermeier
Am 30. September 1862 äußert der gerade zum preußischen Ministerpräsidenten ernannte Otto von Bismarck, in einer Rede vor der Budgetkommission des Abgeordnetenhauses die berühmten Worte, dass Eisen und Blut die großen Fragen der Zeit entscheiden. Seine politischen Gegner skandalisieren die Aussage erfolgreich und nutzen sie immer wieder in der politischen Auseinandersetzung mit dem „Eisernen Kanzler“.
Die Blut-und-Eisen-Rede
Hintergrund war ein Streit um militärpolitische Fragen zwischen dem preußischen Abgeordnetenhaus und der Krone. Das Abgeordnetenhaus hatte am 23. September 1862 alle Kosten für die Heeresreform aus dem Staatshaushalt gestrichen und schickte eine Budgetkommission zu Verhandlungen mit der Regierung. Bei der Sitzung am 30. September 1862 hielt Bismarck vor der Kommission seine sogenannte „Blut-und-Eisen“-Rede. Über deren genaue Motive wird in der Forschung bis heute gestritten. Nach Einschätzung des Historikers Lothar Gall versuchte Bismarck den Konflikt herunterzuspielen. Bismarck habe den Abgeordneten die Möglichkeit einer gemeinsamen Außenpolitik in Aussicht gestellt. Der Historiker Hans-Ulrich Wehler meint hingegen, dass Bismarck bei seinem Auftritt lediglich „Einigungschancen“ mit dem Parlament ausloten wollte. Der Ministerpräsident habe sich nur „streckenweise maßvoll“ gezeigt. Bismarck erklärte den Abgeordneten der Budgetkommission im Wortlaut:
“Nicht auf Preußens Liberalismus sieht Deutschland, sondern auf seine Macht; Bayern, Württemberg, Baden mögen dem Liberalismus indulgieren, darum wird ihnen doch keiner Preußens Rolle anweisen; Preußen muß seine Kraft zusammenfassen und zusammenhalten auf den günstigen Augenblick, der schon einige Male verpaßt ist; Preußens Grenzen nach den Wiener Verträgen sind zu einem gesunden Staatsleben nicht günstig; nicht durch Reden und Majoritätsbeschlüsse werden die großen Fragen der Zeit entschieden – das ist der große Fehler von 1848 und 1849 gewesen –, sondern durch Eisen und Blut.”
Bismarcks ursprünglicher Wortlaut „Eisen und Blut“ wurde bereits wenig später in der umgestellten Form von „Blut und Eisen“ öffentlich bekannt. Die Rede löste Protest bei den Abgeordneten aus. Sie und die liberale Öffentlichkeit warfen Bismarck vor, eine „auf außenpolitische Abenteuer gestützte Gewaltherrschaft“ (Eberhard Kolb) etablieren zu wollen. Auch die Presse stellte Bismarck unter Verweis auf die „Blut-und-Eisen“-Rede als einen „skrupellosen Gewaltmenschen“ dar. Ziel einer „Blut-und-Eisen“-Politik sei es durch künftige außenpolitische Erfolge von innenpolitischen Konflikten abzulenken. Diese Einschätzung äußerte Rudolf Virchow, ein Wortführer der Deutschen Fortschrittspartei, noch während der Sitzung der Budgetkommission. Bismarck selbst versuchte, einer solchen Interpretation entgegenzutreten. Kurz nach seiner Rede – ebenfalls noch während der Sitzung – erklärte er: „Auswärtige Konflikte zu suchen, um über innere Schwierigkeiten hinwegzukommen, dagegen müsse er sich verwahren; das würde frivol sein; er wolle nicht Händel suchen; er spreche von Konflikten, denen wir nicht entgehen würden, ohne dass wir sie suchten.“
Beitragsbild / Symbolbild: Otto von Bismarck kurz nach seiner Ernennung zum preußischen Ministerpräsidenten 1862. Urheber unbekannt.
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