Von Dario Herzog
Wahlanalysen hängen von der Sicht der Dinge ab. Am vergangenen Sonntagabend, das war auffällig, aber von anderen Wahlkämpfen bekannt, gab es hier und da fast nur Gewinner, oder? „Gewinner der demokratischen Parteien“, „Gewinner der politischen Mitte“, „Gewinner aller Demokraten“, „Afd: Gewinnerin des Abends“, „Gewinner, Gewinner, Gewinner …“. Aber so manche Äußerung läßt aufhorchen. Denn was der eine oder andere Politiker oder Beteiligte gesagt hat, ist weitaus ehrlicher als das übliche Positivreden der Etablierten. Daher bieten wir eine etwas andere Wahlanalyse in Zitaten an, die vielleicht noch nicht jeder gehört hat:
„Das Wahlergebnis zeigt: Die Ampel hat ihre Legitimation verloren. Wenn ein beträchtlicher Teil der Wählerschaft ihr in dieser Art und Weise die Zustimmung verweigert, muss das Folgen haben. Die Menschen haben den Eindruck, diese Koalition schadet dem Land. Und sie schadet definitiv der Freien Demokratischen Partei.“
Wolfgang Kubicki, FDP-Urgestein, mit Kritik an der Ampel-Koalition
„Liebe Marie-Agnes Strack-Zimmermann, herzlichen Glückwunsch zu soliden 1,2 Prozent in Thüringen für deine Partei. In der Grafik für Sachsen habe ich die FDP gar nicht mehr gefunden. Naja, wie auch immer. Liebe Grüße nach Brüssel und wo immer du auch gerade bist, bitte bleib da. Dein Hannes“
„Die Wahl in Thüringen ist eine demokratische Zäsur in diesem Land. Erstmals in der Geschichte der Bundesrepublik ist mit der Höcke-AfD eine rechtsextremistische, demokratiefeindliche Partei stärkste Kraft in einem Landesparlament.“
Katrin Göring-Eckardt, Vizepräsidentin des Deutschen Bundestages
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Lars Klingbeil, ein offensichtlich sprachloser SPD-Vorsitzender, der seit dem 25. Augustr nichts mehr auf X veröffentlichte
„Die Ergebnisse in Sachsen und Thüringen schmerzen. Aber niemand soll sich täuschen, denn wir geben unseren Kampf für liberale Werte nicht auf. Schon morgen geht es wieder weiter. Und auch für die anderen Parteien des demokratischen Zentrums gibt es viel zu bedenken. CL“
„2,2 Prozent für die Freien Sachsen verhindern, dass die AfD auch in Sachsen stärkste Kraft wird. 0,3 Prozent für die WerteUnion sind dagegen zu vernachlässigen.“
„CDU und BSW werden sich in Sachsen und Thüringen im Koalitionsvertrag wie folgt einigen: Die CDU kümmert sich um den banalen Kleinkram, also die Landespolitik, und das BSW entscheidet über die ganz großen Fragen, also darüber, wer den Krieg in der Ukraine gewinnt, ob wir aus der NATO austreten und ob Julian Nagelsmann Bundestrainer bleibt.“
„Mit 0,5 Prozent landet die WerteUnion in Thüringen 0,1 Prozent hinter Bündnis Deutschland. Beide zusammen hätten 1,1 Prozent und damit die geschlossene Parteienfinanzierung erreicht. So gehen die beiden leer aus.“
„Tino Chruppala kann nicht mal einen fulminanten Wahlsieg seiner Partei im Fernsehen kommentieren ohne sich zu distanzieren und herumzuwursteln. Mit Unerfahrenheit ist das nicht zu erklären.„
„Nazifizierung der AfD: Bei ihrer Abschlusskundgebung der Landtagswahl in Thüringen zeigte sich die AfD Seite an Seite mit neofaschistischen und militanten Neonazigruppierungen. Die Transformation zu einer neofaschistischen Partei scheint abgeschlossen.“
„Am Ende eines bitteren Wahltags bleibt: Die Normalisierung des neuen Faschismus schreitet voran: Rechtsextremisten lächeln in TV-Kameras, demokratische Parteien übernehmen deren Positionen. Und neue Populisten schwächen weniger den rechten Rand sondern die demokratische Mitte.„
„Da die Wähler es immer noch nicht so ganz verstanden haben, wollen Saskia Esken und Kevin Kühnert in Zukunft die Politik NOCH MEHR ERKLÄREN! Es ist so unfassbar haha!„
„Wenn man bedenkt wie stabil und weltanschaulich fundiert die AfD in Thüringen ist, dann ist der Erfolg in Thüringen einer der größten weißen Pillen Europas der letzten Jahre. Vor allem geht die Veränderung im Parlament Hand in Hand mit einem metapolitischen Wandel.“
„Thüringer 1: „Wen hast Du denn gewählt?“ Thüringer 2: „FDP natürlich.“ Thüringer 1: „Ach Du warst das.“„
„Werteunion und Bündnis Deutschland kurz vor Eingang der letzten noch auszuzählenden Stimmen jeweils ungefähr gleichauf. In Sachsen bei 0,3 und 0,4 Prozent, in Thüringen 0,5 und 0,6 Prozent. Jeweils weit hinter Tierschutzpartei und sogar der FDP. Auf gut Deutsch: Rohrkrepierer„
„AfD in Sachsen wie Thüringen ganz klar Nr. 1 der Wähler U24. Es sind nicht ein paar „abgehängte Rentner mit DDR-Nostalgie“, die AfD wählen, es sind die Jungen. Und das werden wir weiter ausbauen. Spoiler: Neue Formate kommen!„
„Völlig irr. In jedem normalen Land der Welt würden AfD und CDU eine mitte-rechts-Koalition schliessen (was den Wählerwillen am besten widerspiegeln würde). Doch Deutschland ist schon lange nicht mehr normal.„
Alex Baur, Journalist und Autor („Fluch des Guten“, „Unerhört“, „Störfall“)
Die Zitate entstammen der Plattform X, Stand: 02. September 2024, 9 Uhr, die Rechtschreibung wurde übernommen.
Beitragsbild / Symbolbild: Tohuwabohu 1976 / Shutterstock.com
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