Von Jan Ackermeier

Am 23. März 1819 tötet der Burschenschafter Karl Ludwig Sand in Mannheim den Autor und russischen Generalkonsul August von Kotzebue, weil er ihn als Feind der Einheit Deutschlands ansieht. Das dient Monate später als Anlaß für die Karlsbader Beschlüsse zur Bekämpfung liberaler und nationaler Ideen in Deutschland. Das Hofgericht Mannheim verurteilte Sand am 5. Mai 1820 zum Tode durch das Schwert. Von seinen – vermutlichen – Helfern nannte er keinen, besonders deckte er den stark verdächtigten Karl Follen. Die Exekution erfolgte am 20. Mai 1820 durch den Scharfrichter Franz Wilhelm Widmann.

Metternich nutzt Tat für Maßnahmen
Zusammen mit den Ausschreitungen und dem Streikversuch Göttinger Studenten im Vorjahr löste das Entsetzen über Sands Tat im konservativen Bürgertum und Adel eine breite Debatte über den Verfall von Disziplin und Moral an den deutschen Universitäten aus. Diese Stimmungen nutzte Metternich, um innerhalb der Bundesversammlung die Karlsbader Beschlüsse durchzusetzen, mit denen er unter anderem, auch im Hinblick auf die Ergebnisse des Aachener Kongresses 1818, die Unterdrückung der liberalen und nationalen Bewegung an den Universitäten bezweckte. Es folgten die Auflösung der Burschenschaften, die Einsetzung der Mainzer Zentraluntersuchungskommission und die erste größere “Demagogenverfolgung”, wobei der Verweis auf Sand häufig zur Rechtfertigung der Kriminalisierung breiter Kreise des liberalen Bürgertums diente.Beitragsild: August von Kotzebues Ermordung (Zeitgenössischer kolorierter Kupferstich). Urheber unbekannt.

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